Nachruf auf Alexander Koch: Ex-Präsident des Deutschen Historischen Museums gestorben
Als er 2011 nach Berlin zum Präsidenten des Deutschen Historischen Museums berufen wurde, galt Alexander Koch als große Hoffnung: Endlich einer, der sich der sich vor allem der öffentlich sichtbaren Botschaft des Hauses widmen würde.
Jemand, der die weithin als vollkommen überholt angesehene Dauerausstellung des DHM – die immer noch mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 endet! – modern und trotzdem inhaltsreich und mit breitem Blick in die Welt überarbeiten könnte, der sich nicht mehr in der für die Museumssammlungen zwar durchaus sinnvollen, nach Außen hin aber oft als rein ästhetisierend wahrgenommenen Ankaufspolitik verlieren würde, die sein Vorgänger Hans Ottomeyer betrieben hatte. Und jemand, der zurückkehren könnte zu den auch politisch interessanten Ausstellungen des Gründungsdirektorats von Christoph Stölzl.
Die Stunde der Vor- und Frühgeschichtler
Das war jedenfalls das durchaus positive Vorurteil, dass Koch in Berlin entgegen gebracht wurde. Gespeist wurde es aus seiner wissenschaftlichen Tätigkeit am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, der Lehrtätigkeit in Speyer, der nach China ausgreifenden Habilitationsschrift über Tang-Zeitliche Mausoleen, den beim Publikum höchst erfolgreichen Ausstellungen im Historischen Museum in Speyer, das er von 2005 bis 2011 leitete.
Außerdem war es die Zeit, in der gerade Vor- und Frühgeschichtlern so ziemlich jedes Führungsamt in deutschen Museen und Sammlungen zugetraut wurde: Sie lernen schon in ihrer Ausbildung weit mehr als etwa Klassische Archäologen oder gar Kunsthistoriker, dass die Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Disziplinen notwendig ist, um historische Erkenntnis zu gewinnen. Kochs Pendant war etwa der heutige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger.
Goutiert vom Publikum
Im Unterschied zu Parzinger aber kam der persönlich fast schüchtern auftretende und selbst wirkliche Erfolge nicht angemessen „verkaufende“ Koch nie wirklich in der Berliner Gesellschaft an. Er fremdelte mit der Presse, spätestens, seitdem schon die Vorbereitungen zur Gedenkausstellung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 regelrecht verrissen wurden. Obwohl das Publikum seine Ausstellungen durchaus goutierte, wurden sie in der Fachwelt als oberflächlich interpretiert.
Immerhin waren seine Beziehungen zum Kulturstaatsministerium des Bundes so gut, dass dieses über alle von Außen nachvollziehbare Maßen an ihm fest hielt, selbst als die Mitarbeiter des Hauses erst intern und dann öffentlich gegen seine Führung protestierten. Sie klagten über die hierarchische Führungsweise, die Ideenlosigkeit der an Jahrestagen orientierten Arbeit, Kochs Distanz zu den erstklassigen Sammlungen.
Rückzug aus allen Debatten
Sein Rauswurf als Präsident aber wurde im Mai 2016 dann derart brutal organisiert, dass ihm nur die maximale Blamage blieb – was den Usancen des preußisch geprägten Beamtenrechts zutiefst widersprach. Es verpflichtet die beaufsichtigenden Stellen – hier vor allem das Bundeskulturstaatministerium – erstens zum frühzeitigen Eingreifen bei offen zu Tage tretenden Problemen und zweitens zum Schutz auch von Führungskräften vor dem Absturz. Kochs Eigensinnigkeit machte allerdings auch alle Moderationsangebote zunichte.
Er zog sich zurück, verschwand sowohl aus der musealen wie aus der wissenschaftlichen Debatte, lehrte an der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Peking und Shanghai. Jetzt starb Alexyander Koch, der einmal eine der großen Hoffnungen des deutschen Museumswesens war, nach, wie es hieß, kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 52 Jahren.