Neuer ZDF-Intendant Thomas Bellut : Der Verjüngungskünstler

Es war nicht nur die erste Sitzung des ZDF-Fernsehrats mit Thomas Bellut, der am Freitag den zweiten Arbeitstag als neuer Intendant des Mainzer Senders hatte – diese Sitzung war auch eine der kürzesten, an die sich ein Mitglied dieses Gremiums überhaupt erinnern konnte. Das mag an der Mentalität des 57-jährigen Niedersachsen liegen. Der aus der Pfalz stammende Hinterzimmerdiplomat Markus Schächter hatte dieser Zeitung ja schon zum Abschied gesagt, sein Nachfolger sei im Vergleich zu ihm geübter mit Worten und Körpersprache und erprobter im Umgang mit Mikrofon, Kamera und Live-Situationen jeder Art.

Das ZDF soll jünger werden

Kurz und knackig verlief denn auch die Pressekonferenz, in der sich der 57-Jährige präsentierte. Seine Ziele formulierte er klar. Erstens: Das ZDF-Programm soll jünger werden, die digitalen Kanäle Neo, Info, Kultur und die Mediathek reichten dafür nicht aus. Zweitens: Es müsse gespart werden, sowohl am Personal als auch am Anteil der Eigenproduktionen, der 2011, bezogen auf Erstausstrahlungen, bei 68 Prozent lag. Drittens: Das ZDF will Erster werden – nicht nach Quote bemessen, obgleich man zwischen 19 und 23 Uhr schon Marktführer sei, sondern im Qualitätswettbewerb mit der ARD wolle das ZDF in allen Genres besser werden. Schließlich viertens, und auch diese Kampfansage richtet sich an die ARD: Doppelübertragungen soll es nur noch bei „massiv journalistischen“ Ereignissen geben, nicht aber im Fall royaler Hochzeiten wie zuletzt der von Prinz William und Kate. Da sei er sich mit Chefredakteur Peter Frey, der die Doppelübertragung in dieser Zeitung damals energisch verteidigt hatte, „völlig eins“, sagte Bellut. Die von der Medienpolitik kritisierte Doppelübertragung des Silvesterkonzerts in Dresden werde es in diesem Jahr nicht geben. Stattdessen solle abwechselnd übertragen werden. Bellut sagte, er gehe davon aus, dass die ARD im darauffolgenden Jahr verzichte.

Priorisierung laute der Schlüsselbegriff seines Nachfolgers Bellut, hatte Schächter bei seinem Abgang prognostiziert: Was also ist verzichtbar? Was ist für das Profil und die Marke ZDF prägend, muss also angesichts nicht weiter wachsender Gebühreneinnahmen und einer längst nicht mehr bei Medienpolitikern wie Zuschauern gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen gegebenen Akzeptanz gestärkt werden?

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