Neues Berliner Open-Air-Stadion: Linkin Park rocken die Alte Försterei

Sommer ist Open-Air-Zeit, traditionellerweise stehen dafür in Berlin drei Spielorte zur Verfügung, die Waldbühne, die Wuhlheide und die Zitadelle Spandau. Jetzt kommt ein weiterer dazu: Das Stadion An der Alten Försterei, Heimat des Zweitligisten 1. FC Union, will nun auch zur regelmäßigen Konzertbühne werden. Die Ausgangsbedingungen sind gut, die Infrastruktur – Personal, Platzkapazitäten, Sanitäranlagen – ist eh vorhanden. Am Donnerstagabend gab es in Köpenick mit Linkin Park in jedem Fall eine hochkarätige Einweihung .

Der Fußballrasen war dafür mit Platten abgedeckt, im hinteren Drittel stand eine große, überdachte Bühne, flankiert von zwei Bildschirmen; im vorderen Bereich befanden sich Dixie-Klos, Bier- und Essensausgabe. Der Andrang war imposant – am Donnerstagnachmittag waren nur noch einige Tribünen-Plätze für etwa 90 Euro zu haben.

Ränge und Spielfeld waren sehr gut gefüllt, als kurz nach 20 Uhr Lower Than Atlantis aus England auf die Bühne kamen. Nach gut 40 Minuten druckvollem, aber auch seltsam anonymen Indie-Metal war das Warm-Up vorbei, in der Pause meldeten sich die anwesenden Union-Fans zunehmend ungeduldig mit lautstarken Pfiffen und Fan-Gesängen zu Wort, sowas gibt’s wohl nur hier. Zehn vor halb zehn ging es dann los. Seit Mai 2014 begleiten Linkin Park auf Tour ihr bislang letzten Album, „The Hunting Party“, zuletzt war die Band im November in Berlin zu sehen. Man ist eingespielt.

Donnerstag begann ihr Konzert ohne viel Trara oder ranschmeißerisches Gerede. Linkin Parks Hang zu eher kurzen Songs und der Stilmix der 1996 mit damals so genanntem Nu Metal angetretenen Band sorgte für einen abwechslungsreichen Abend. Es gab HipHop und Metal, Rock und Elektro-Pop, ohne Pause neue Stücke und viele Klassiker ihres Repertoires; die Leinwände auf der Bühne wurden dazu mit Grafiken, Filmausschnitten und Anime-Clips bespielt. Spielführer des Abends war wieder Mike Shinoda an der Gitarre, am Keyboard oder am Mikro, der drahtige wie stimmgewaltige Chester Bennington behauptete sich wie gewohnt gegen den prallen Klang seiner Band.

Linkin Park sind hart und zart, teils weh-, teils anklagend in den Texten und damit in nicht zu leugnender Weise erfolgreich – über 60 Millionen Platten soll die Band bisher verkauft haben. Auch in Köpenick beglückten sie ihr Publikum: Als Zehntausende einstimmig melancholische Hits wie „Numb“ oder – am Ende des Abends – „Bleed it out“ mitsangen, spürte man eine Freude, für die es an diesem Ort bei sportlichen Veranstaltungen ja nur selten Anlass gibt.

Ein gelungener Einstand für die Alte Försterei als Konzertbühne. Aber es gibt Optimierungsbedarf: Anders als die Konkurrenz hängt das Stadion nicht direkt am S-Bahn- oder U-Bahn-Netz. Zu später Stunde, zumal wochentags, gestaltet sich die Abreise aus Köpenick eher abenteuerlich.