Neukölln: Grüner Stadtrat vertreibt die Maientage aus der Hasenheide

Für viele Neuköllner ist der Rummel die schönste Kindheitserinnerung. Nun findet es zum letzten Mal am vertrauten Ort statt. Zum Glück!

Aufbauarbeiten für die Neuköllner Maientage im Volkspark Hasenheide: Am Freitag geht es los.
Aufbauarbeiten für die Neuköllner Maientage im Volkspark Hasenheide: Am Freitag geht es los.dpa

Manche spielen hier Federball, andere verkaufen Drogen und einmal im Jahr findet ein Völker verbindender Rummel statt. Die Rede ist vom Neuköllner Volkspark Hasenheide und den traditionellen Maientagen. Doch jetzt ändert sich etwas: Die Maientage – für viele Neuköllner die schönste Kindheitserinnerung – finden vom 29. April bis zum 22. Mai zum letzten Mal in der Hasenheide statt. Der grüne Stadtrat für Stadtentwicklung, Jochen Biedermann, will dem Park künftig den Rummel ersparen, der seit 55 Jahren die Grünfläche zum Beben bringt.

Wer noch nie dort war: An die hundert Schausteller aus ganz Europa sorgen mit Fahrgeschäften wie Wilde Maus, Shaker und Break Dance für Adrenalinausschüttung und Schwindel. Dazu gibt es brüllend laut gespielte Chart-Hits, die allerdings die im Mai brütenden Vögel stören, wie es jetzt heißt. Und die Fledermäuse. Dazu wird der Boden von den Hunderttausenden in Jogginghose festgetrampelt. Und ob die reichlich in den Rabatten verteilte Kotze den Pflanzen guttut, ist unklar. Deren Bestandteile: Pommes und die einen halben Meter langen Maientags-Bratwürste – hier natürlich bereits gehäckselt.

Pilotprojekt „Klimaresiliente Hasenheide“ in Neukölln

Der Bezirk hat vor einiger Zeit den Zuschlag für das Pilotprojekt „Klimaresiliente Hasenheide“ bekommen. Mit fünf Millionen Euro Förderung vom Bund soll der Park beispielhaft für andere hochfrequentierte Stadtparks fit für den Klimawandel gemacht werden. Unter der jahrelangen Dürre leidet die Hasenheide nämlich auch. Zwischen 2018 und 2020 mussten viele Bäume vorzeitig gefällt werden.

Die Maientage soll es weiter geben, besänftigt Biedermann, nur anderswo. Vielleicht sogar ganz in der Nähe auf dem Tempelhofer Feld, wo es ja genug zubetonierte Flächen gibt.

Doch es gibt nichts schönzureden: All die Jahre war der Bezirk nun wirklich nichts für Weicheier. Und plötzlich spielen sensible Vögel eine Rolle, und auf der Hermannstraße, wo man früher sein Leben riskieren konnte, gibt es einen Radweg. Neukölln ist nicht mehr, was es war.