Mit Zwang zu mehr Vielfalt in der Königskategorie „Bester Film“
Die Academy of Motion Arts and Sciences will einen diverseren Oscar. Die eingereichten Filme müssen entsprechende Kriterien erfüllen. Ein Eingriff in die Kunstfreiheit?

Die Abwehrreflexe kommen verlässlich, wenn in die Kunstfreiheit eingegriffen wird. Nun will eine Taskforce der Academy of Motion Arts and Sciences in die Vergabe des Oscars für den besten Film hineinregulieren, damit der Preis, wie vielfach, aber folgenlos kritisiert wurde, nicht so weiß und männlich bleibt. Und zwar derart eklatant weiß und männlich, dass augenfällig wird, wie stark Frauen und Minderheiten in ihrer Kunstfreiheit eingeschränkt sind.
Stimmberechtigt sind über 9000 Akademiemitglieder, und die große Mehrheit ist eben: weiß und männlich. Und übrigens ziemlich betagt, auch wenn die Mitgliedschaft nicht mehr automatisch lebenslang ist, sondern nach zehn Jahren erneuert werden muss. Also, selbst wenn sich in der Filmbranche etwas tun sollte in Richtung Gleichberechtigung, würde sich das nur mit Verzögerung in der Akademie abbilden. Klar, dass man für eine biologische Lösung keine Geduld hat.
Stattdessen sollen die eingereichten Filme nun Kriterien erfüllen, die eine größere Vielfalt erzwingen. Das Geschickte dabei ist, dass nicht jeder Film alle Kriterien erfüllen muss, was die Auswahl nicht nur stark verkleinern würde, sondern noch ärmer an Vielfalt werden ließe. Die Filmschaffenden können wählen. Entweder eine wichtige Rolle gehört einer Minderheit an. Oder der Film behandelt ein Thema, das sich um Frauen, Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder LGBT dreht. Oder es werden die vom Filmverband aufgestellten Diversitätsquoten für die gesamte Rollenbesetzung oder für das Produktionsteam erfüllt. Wer 2024 mit im Rennen sein will, muss mindestens zwei dieser Kriterien erfüllen.
Schön ist auch der Begriff der „katalytischen Wirkung“, den Academy-Präsident David Rubin und Geschäftsführerin Dawn Hudson in ihrer Erklärung für die Regulierungen gebrauchten. In der Chemie beschleunigt ein Katalysator eine Reaktion und kann hinterher unverändert aus der Mischung entfernt werden. Die Hoffnung nämlich ist, dass solche Regulierungen und Quoten eines Tages nicht mehr nötig sein werden.