Peter Jackson im Interview zu Hobbit: Warum es keine weitere Tolkien-Verfilmung geben wird

Der Regisseur Peter Jackson zum Ende seiner Filmreihe „Herr der Ringe“ und darüber, warum es keine weitere Tolkien-Verfilmung geben wird.

Mr. Jackson, sind Sie erleichtert, dass Sie Tolkiens Mittelerde hinter sich lassen können?

Einerseits. Und traurig andererseits. Aber was mich am meisten freut, ist die Tatsache, dass es jetzt in drei oder vier Jahren eine neue Generation von Tolkien-Fans geben wird, die meine sechs Filme in der „richtigen“ Reihenfolge sehen wird. Die Kinder, die jetzt noch zu jung sind, werden in ein paar Jahren damit anfangen: Erst „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ und die beiden Fortsetzungen zu schauen und danach erst die „Herr der Ringe“-Trilogie“. So wie es eigentlich auch sein sollte.

Sie sehen die sechs Filme also unbedingt als zusammengehörig?

Sobald klar war, dass wir auch den „Hobbit“ verfilmen werden, haben wir ganz bewusst die Drehbücher so angelegt, dass viele Spuren zur „Herr der Ringe“-Trilogie gelegt werden. Da hatten wir die Zuschauer immer vor Augen, die später die sechs Filme mal in der Handlung nach chronologischen Reihenfolge sehen würden. Galadriels Reaktion auf Gandalfs Tod in „Der Herr der Ringe“ etwa wirkt ganz anders, wenn man weiß, was sie in „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ für ihn getan hat.

Warum haben Sie dann nicht den „Hobbit“ als erstes verfilmt?

Als ich vor 17 Jahren Harvey Weinstein dazu zu bringen versuchte, die Filmrechte an Tolkiens Büchern zu bekommen, war mein Vorschlag: Wir drehen einen „Hobbit“-Film, und danach machen wir – wenn die Sache Erfolg hat – aus „Der Herr der Ringe“ einen Zweiteiler. Dass es dann in der umgekehrten Reihenfolge passierte, zeigt wieder einmal, dass es in unserer Branche selten so kommt, wie man es plant.

Viele Fans wünschen sich, Sie würden sich auch noch Tolkiens bislang unverfilmtes Werk „Das Silmarillion“ vornehmen...

Daraus dürfte nichts werden, selbst wenn ich es wollte. Die Filmrechte für „Das Silmarillion“ liegen bei Professor Tolkiens Erben, und die weigern sich, sie zu verkaufen. Die Rechte am „Hobbit“ und dem „Herrn der Ringe“ hat er 1968 selbst verkauft. Also kann man davon ausgehen, dass er nichts gegen die Vorstellung einzuwenden hatte, dass es Filmversionen seiner Werke gibt.

Also ist dieses Kapitel für Sie nun tatsächlich abgeschlossen?

Noch nicht ganz. Wie bei all den vorherigen Filmen wird es auch von „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ eine „Extended Version“ geben. Ab Januar mache ich mich daran, die zu schneiden, und werde sicher noch vier bis fünf Monate damit beschäftigt sein.

Wenn man sich die derzeitige Lage der Menschheit ansieht, dann wirkt „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ mit seiner Geschichte von Gier und Kriegen erstaunlich aktuell. Haben Sie solche Parallelen bewusst herausgearbeitet?

Dass Sie diese Allegorien ausmachen, spricht für mich für die Qualität von Tolkiens Büchern. Die Zeitlosigkeit großer Literatur erkennt man ja immer daran, dass jede Generation oder Gesellschaft sich selbst darin gespiegelt sieht. „Der Hobbit“ erschien 1937, da war noch nicht einmal der Zweite Weltkrieg ausgebrochen. Und dass „Der Herr der Ringe“ in den USA plötzlich in den 60er Jahren zum Erfolg wurde, lag auch am Vietnamkrieg. Es war also gar nicht nötig, dass ich Verweise an unsere aktuelle weltpolitische Lage in „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ einbaue. Es brauchte nur ganz grundlegende menschliche Wahrhaftigkeit – und die steckt in Tolkiens Texten zur Genüge.

Interview: Patrick Heidmann