Berlin-Der Philosoph Jürgen Habermas (91) hat einen hoch dotierten Buchpreis aus dem Emirat Abu Dhabi zurückgegeben, der ihm erst am vergangenen Donnerstag öffentlich zuerkannt worden war. Habermas war durch den Preis zur „kulturellen Persönlichkeit des Jahres 2021“ erkoren worden, der Preis ist mit rund 225.000 Euro dotiert.
In einer am Sonntag vom Berliner Suhrkamp-Verlag versandten persönlichen Mitteilung teilt Habermas mit, den Preis nun doch zurückweisen zu wollen. „Ich habe meine Bereitschaft erklärt, den diesjährigen Sheikh Zayed Book Award anzunehmen“, schreibt Habermas in seiner Mitteilung. „Das war eine falsche Entscheidung, die ich hiermit korrigiere. Die sehr enge Verbindung der Institution, die diese Preise in Abu Dhabi vergibt, mit dem dort bestehenden politischen System habe ich mir nicht hinreichend klar gemacht. Der heutige Spiegel-Artikel zu diesem Thema endet mit dem Satz: ‚Gewöhnlich gewinnt, wenn Geist und Macht aufeinander treffen, die Macht.‘ Kurzfristig ja; aber auf längere Fristen glaube ich an die aufklärende Macht des kritischen Wortes, wenn es nur ans Licht der politischen Öffentlichkeit dringt. Dafür genügen auch meine dankenswerterweise ins Arabische übersetzten Bücher.“
Jürgen Habermas, der vor allem durch seine umfangreichen sozialphilosophischen und kommunikationstheoretischen Werke in der ganzen Welt große Anerkennung genießt, hat nach kritischen Veröffentlichungen die Annahme des Preises, der unter der Schirmherrschaft Seiner Hoheit Sheikh Mohammed bin Zayed bin Sultan Al Nahyan steht, dem Kronprinzen des Emirats Abu Dhabi, nun revidiert.
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Das Emirat Abu Dhabi ist insbesondere auch im kulturellen Bereich um internationale Anerkennung bemüht, immer häufiger aber waren zuletzt Berichte zu lesen, aus denen hervorging, dass hinter der glamourösen Fassade des Golf-Staates ein repressives Regime herrscht.
Der in Starnberg lebende Habermas gilt als der wichtigste noch lebende Vertreter der berühmten Frankfurter Schule, zuletzt erschien von ihm in zwei Bänden auf über 1000 Seiten „Auch eine Geschichte der Philosophie“, deren erster Band die okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen verhandelt.