Pofalla-Wechsel im Postillon: Das Ende der Pofalla-Ente
Eigentlich war die Meldung durch: Alle Medien berichteten über den Wechsel von Ronald Pofalla zur Deutschen Bahn. Doch plötzlich tauchten anders lautende Stimmen auf. In den Kommentarspalten, auf Facebook und Twitter meldeten sich Hunderte empörte Leser. Die Pofalla-Nachricht sei falsch.
Die Medien seien auf das Satire-Blog „Der Postillon“ hereingefallen. Dort sei schon einen Tag zuvor als „Exklusiv“-Meldung zu lesen gewesen, dass Pofalla einen neuen Job bei der Bahn bekäme. Das hätten dann alle einfach abgeschrieben und noch nicht einmal gemerkt, dass es nur Satire sei. „Das ist doch nur eine gelungene PR-Ente des Online-Satire-Magazins Postillon“, schreibt etwa ein Leser im Kommentarbereich auf tagesschau.de.
Die Pofalla-Nachricht war aber nicht falsch und auch nicht erfunden. Stefan Sichermann vom Postillon datierte den Eintrag in seinem Blog nur einen Tag zurück und schloss ihn mit der kursiven Zeile: „Update Donnerstag, 17:01 Uhr: Inzwischen berichten auch zahlreiche andere Medien.“ Für viele Leser im Netz reichte das, um dem Postillon mehr zu glauben als der Saarbrücker Zeitung, der Nachrichten-Agentur Reuters oder der Berliner Zeitung. Dem frisch gekürten Blog des Jahres und Preisträger des Grimme Online Award 2013 ist damit wieder ein echter Coup gelungen.
Die Opfer sind diesmal nicht Angela Merkel oder Boris Becker, sondern seine eigenen Leser. Der Postillon hat in der Vergangenheit zwar schon gezeigt, dass sich Satire und Realität oft nicht mehr so leicht auseinanderhalten lassen. Doch mit der Datumslüge hat der Postillion jetzt ein Glaubwürdigkeitsproblem. Seine Leser werden sich bei den nächsten Texten fragen, ob sie eine gutgemachte Satire lesen oder wieder mit einem Trick genarrt werden.
Ein Glaubwürdigkeitsproblem haben aber offenbar auch die klassischen Medien. Sonst hätte ein Satire-Blog im Netz nicht so viel Verwirrung stiften können, im ersten Moment auch beim Autor dieser Zeilen. Journalisten könnten aus dieser schönen Lektion in Medienkompetenz lernen, transparenter zu berichten. Leser müssen sich vor allem auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen.