Räuberrad restauriert: Das Symbol der Berliner Volksbühne soll noch im September wieder aufgestellt werden

So richtig will die Kulturverwaltung noch nicht heraus mit der Sprache, andererseits können wir mit der schönen Nachricht nicht länger warten: Das Räuberrad ist wieder gesund. Die Metallfirma Haber & Brandner hat die Skulptur nach den Maßgaben der sachverständigen Metallrestauratorin Marina de Fümel von der Stiftung Stadtmuseum restauriert.

Es soll in den nächsten Tagen, wohl noch in diesem Monat, wieder an seinen angestammten Platz vor der Volksbühne kommen. Das sah im Dezember, als die Berliner Zeitung das Rad in einer Werkstatt in Oberschöneweide besuchte, noch nicht so aus.

Der angestachelte Castorf

Frank Castorf hatte das Rad im Sommer 2017 bei seinem Auszug mit auf Gastspielreise nach Avignon genommen. Eine durchaus verständliche Geste des Trotzes, die ihm viele in der Stadt übelnahmen. Was Castorf natürlich wurscht war und eher noch anstachelte. Lenore Blievernicht, die Witwe von Volksbühnen-Chefdesigner Bert Neumann, war gegen diese Radausreiß-Aktion. Ihr ging es um die Unversehrtheit des Kunstwerkes, das im Ensemble mit dem Theater auf dem Rosa-Luxemburg-Platz seine Bestimmung gefunden hat − auch wenn die Castorf-Neumann-Räuber-Ära vorbei ist.

Der damals noch neue Kultursenator Klaus Lederer vermittelte. Er genehmigte den Avignon-Ausflug und nutzte die Gelegenheit für eine gründliche Restauration des Denkmals, das nie als Denkmal errichtet wurde, sondern 1992 als temporäres Kunstwerk aufgestellt wurde und dann stehen blieb.

Wie ein tapferer Roboter

Bei dem Werkstattbesuch im Dezember konnte man sich davon überzeugen, dass Lederers Vorschlag mehr als eine politische Maßnahme zur Beruhigung war. Der eigentlich sehr kleidsame und gewollte Rost hatte sich stellenweise schon durch das Metall gefressen. Außerdem hatte die Skulptur durch den Abbau Schaden genommen. Sie ist in drei Teile geschnitten worden, um sie auf eine transportable Größe zu bringen. Die lädierten, in die Ecke gestellten, verzurrten Metallteile erinnerten an einen verunfallten, aber tapferen und beseelten Roboter.

Es war eine Wohltat, zu erleben, mit welchem Ernst, welcher Sensibilität und Professionalität sich bei der Dezembervisite eine Gruppe von Fachleuten, Kulturverwaltern, Metallrestauratoren um das Rad sorgte und Heilmethoden diskutierte. Wie rettet man so viel Originalmaterial wie möglich, wie verschweißt man die Nähte am unauffälligsten, wie gewährleistet man Standfestigkeit − und zwar auf Dauer? Denn nun ist das Rad ein Denkmal geworden. Die Ewigkeit kann kommen.