rbb Berlin: „Die Charité – auf Leben und Tod“: Dritte Staffel läuft ab Montag
Berlin - Ab Montag beginnt im rbb die dritte Staffel „Die Charité – auf Leben und Tod“. Die Dokumentationsreihe zeigt Mitarbeiter und Patienten der Charité. Schwere Schicksale und Stress gehören zum Alltag. Einblicke in den Berliner Krankenhausalltag.
So eine Kieferoperation ist nichts für schwache Nerven. In diesem Fall sollen der Ober- und Unterkiefer des Patienten aufgeschnitten und ein Stück weit nach vorne gesetzt werden, damit er besser atmen kann. Auf dem Gesicht von Christian Rex spielt sich bei den Erklärungen von Max Heiland, ärztlicher Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Charité, ungefähr das ab, was der Betrachter dieser Szene in diesem Moment ebenfalls empfindet: eine Mischung aus Unbehagen und Faszination.
Rex ist für den ungewöhnlichen Eingriff extra aus Bremen ins Virchow-Klinikum in Berlin gekommen. Der 48-Jährige leidet seit vielen Jahren unter schwerem Schnarchen – bis zu 30 Atemaussetzer pro Stunde sind es mittlerweile, weshalb er eine Schlafmaske benötigt.
rbb-Staffel „Die Charité – auf Leben und Tod“ gibt Einblick in Krankenhausalltag
Wie viele andere Betroffene auch, hat der 48-Jährige dadurch stark zugenommen. Tagsüber ist Christian Rex sehr müde, beim Autofahren überfällt ihn häufig ein Sekundenschlaf. Der letzte Ausweg: Eine Kieferoperation bei Spezialist Max Heiland. Doch durch die Operation werden sich auch seine Gesichtszüge verändern, was ihm der Arzt mithilfe einer Computersimulation erklärt. Rex ist einer der Patienten, die für die dritte rbb-Staffel „Die Charité – auf Leben und Tod“ begleitet wurden.
Das Konzept scheint bei den Zuschauern anzukommen. Die Dokumentationsreihe, die ab dem 21. Oktober montags um 21 Uhr ausgestrahlt wird, zeigt Mitarbeiter und Patienten der Charité im Krankenhausalltag und gibt Einblicke in die historische Entwicklung des Klinikkomplexes und der medizinischen Ausstattung. „Das Krankenhaus bietet einen unerschöpflichen Fundus an Geschichten“, sagt Ulrich Frei, ärztlicher Direktor der Charité, bei der Vorstellung der sechsteiligen Reihe.
Charité immer wieder im Fokus von Fernsehproduktionen
Das haben in der Vergangenheit auch andere Sender so bewertet. Immer wieder ist die Universitätsklinik Vorbild und Drehort von Fernsehproduktionen. Zu den bekanntesten zählt neben der Dokumentation derzeit die ARD-Serie „Charité“ nach einem Drehbuch der Grimme-Preisträgerin Dorothee Schön, die 2017 erstmals ausgestrahlt wurde. Während die zweite Staffel das Ende des Zweiten Weltkrieges thematisiert, wird die dritte Staffel um die Zeit des Mauerbaus spielen. Die Produktion läuft seit einigen Monaten.
Wie auch schon in den ersten beiden Staffeln der rbb-Doku, konzentriert sich das Team um Regisseurin Jana von Rautenberg hingegen auf die Gegenwart und zeigt eine Mischung aus emotionalen Patientengeschichten und der Vorstellung der fachlichen Arbeit des medizinischen Personals. „Neu ist, dass wir nun auch Mitarbeiter einbezogen haben, die die Charité im Hintergrund am Laufen halten“, sagt Rautenberg.
Dafür ist in den vergangenen Monaten unter anderem der technische Leiter Thomas Flügel zu seiner Arbeit befragt worden. Der flächendeckende Stromausfall in Berlin Köpenick ist vielen noch gut im Gedächtnis. Für einen solchen Fall ist die Berliner Charité nach eigenen Angaben gerüstet. Bis zu 33 Stunden können sich alle Standorte autark mit Notstrom selbst versorgen, erklärt Flügel in der ersten Folge. Ein Aufwand, den sich sonst kaum ein Krankenhaus in Deutschland leistet.
Schwere Schicksale und Stress
Mittlerweile sind das Fernsehteam und die Mitarbeiter von Berlins ältester Klinik zusammengewachsen. Viele von ihnen sind bereits seit der ersten Staffel dabei. So auch Maik Häcker, Pflegedienstleiter der kardiologischen Intensivstation im Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Der 36-Jährige arbeitet seit fünf Jahren in der Charité und versorgt mit sechs Kollegen täglich bis zu 16 Patienten.
In der ersten Folge sind Häcker und das Team für einen Mann Ende Dreißig zuständig, der einen Schnupfen verschleppt hat. Die unerwartete Folge: eine lebensbedrohende Herzschwäche. Eine Maschine hat die Herztätigkeit für ihn übernommen.
Schwere Schicksale und Stress gehören zum Alltag auf der Intensivstation. Für Maik Häcker aber ist und bleibt es ein Traumberuf, für den er mithilfe der Dokumentation werben will. „Es gibt so viele Menschen, die aus dem Beruf raus wollen oder ihn gar mehr erlernen möchten, obwohl es eine so wichtige Arbeit ist“, sagt er. Der examinierte Krankenpfleger zeigt, dass Humor zur täglichen Arbeit mit den Patienten dazugehört. „Wir haben nicht nur mit Ausscheidungen zu tun, sondern mit Menschenleben. Mich macht es sehr stolz, dass wir ihnen helfen und sie aufbauen können, wenn sie dazu selbst nicht in der Lage sind und dadurch für einen kurzen Zeitraum Teil ihrer Lebensgeschichte werden“, sagt er.
Das Schicksal der kleinen Liselotte
Besonders emotional wird es für die Zuschauer bei dem Schicksal der kleinen Liselotte, die von Christof Dame auf der Intensivstation der Neonatologie im Virchow-Klinikum betreut wird. Es war ein Schock für das Ehepaar Verena und Holger Stein aus Caputh, als sich einige Wochen vor der Geburt ihrer Tochter herausstellte, dass das Kind eine Zwerchfellhernie hat.
Während der Entwicklung im Mutterleib hat sich der trennende Muskel zwischen den Verdauungsorganen und dem Lungen -und Herzraum nicht vollständig entwickelt und geschlossen. Als gefährliche Folge ist das kleine Herz auf die rechte Seite gedrückt, der linke Lungenflügel hat sich nur zur Hälfte entwickelt.
Geschichte wie die der kleinen Liselotte lassen Christof Dame anders auf seine Arbeit blicken. „Durch die Dokumentation erhalten wir noch einmal eine ganz andere Perspektive auf unsere Tätigkeit und können besser reflektieren“, sagt er. Und noch einen positiven Effekt habe die Kooperation mit dem Fernsehteam.
Das eigene Umfeld verstehe die Arbeit des Mediziners nun viel besser als vorher und bringe ihm eine vorher nicht gekannte Wertschätzung entgegen. „Am meisten interessiert mich allerdings immer, was meine Kinder dazu sagen, aber auch die waren bisher begeistert, obwohl es ihnen manchmal nicht ganz geheuer ist, was ihr Vater da im Fernsehen tut“, sagt der stellvertretender Klinikdirektor.