Reinhold Beckmann: Gitarre und Quote
Berlin - Da geht es ihm wie seinen Zuschauern. Statt 1,5 Millionen wie früher am Montag schalten ihn donnerstags gerade mal eine Million Zuschauer ein. Statt einer Quote von elf Prozent und mehr fährt er, wie vergangene Woche, nur noch sechs Prozent ein. „Der könnte nackt moderieren, trotzdem würden nicht mehr Leute einschalten“, sagt ein Kollege über ihn. So etwas kann zermürben. In seiner Redaktion, sagt Beckmann, sei Motivation ein großes Thema.
Beckmann wusste, dass es anfangs schwer würde. Statt über die Talkshow zu reden, lud er im September ein, zum „Tag der Legenden“ nach Hamburg zu kommen. Der sechsstellige Betrag, der am Ende zusammengekommen war, fließt an seinen Verein NestWerk. Andere engagieren sich für kleine Kinder aus exotischen Ländern, Beckmann für Pubertierende aus sozialen Brennpunkten in Hamburg-Billstedt, -Rahlstedt oder -Mümmelmannsberg. Statt auf der Straße herumzuhängen bietet NestWerk ihnen die Möglichkeit, Musik zu machen, ganztags geöffnete Turnhallen zu nutzen oder morgens vor der Schule zu frühstücken. Man muss Beckmann nicht lange bitten, von seinen Erfolgserlebnissen mit NestWerk zu erzählen.
Auf den Montag zurück
Am „Tag der Legenden“ kam alles zusammen, was Beckmann liebt: Musik, Siebzigerjahre-Legenden aus der Fußballwelt, alle hatten Spaß, und das Ganze fand in Hamburg, im Millerntor und für einen guten Zweck statt. Nachdem „Team Deutschland“ gegen „Team Hamburg“ haushoch gewonnen hatte, lud Beckmann die Prominenz zur „Nacht der Legenden“ in Corny Littmanns Theater „Schmidts Tivoli“ auf der Reeperbahn. Oft dürften die Fußballer so ein schräges Kulturprogramm nicht erleben. Womöglich hat Beckmann an diesem Abend mehr für die Akzeptanz von Schwulen getan als mancher Bundesliga-Funktionär über Jahre.
Beim nächsten, beiläufigen Treffen vertröstet Beckmann erneut. Wenn er geglaubt haben sollte, dass sich die Quoten seiner Sendung zwischenzeitlich bessern, hat er sich getäuscht. Und jetzt hat sich auch noch die Hoffnung zerschlagen, auf den Montag zurückzukehren. Von dort habe er schließlich nie weg gewollt, beteuert er. Bei der ARD haben sie das anders in Erinnerung. War es nicht so, dass Beckmann unbedingt auf den Donnerstag rücken wollte, um am Montag nicht unmittelbar auf Plasbergs „hart aber fair“ zu folgen? Bei der ARD reagieren sie verschnupft.