Risiken der Massentierhaltung: Der Lachs aus dem Käfig

Der Schauspieler Hannes Jaenicke ist engagierter Tierschützer und klärt über die industrielle Fischproduktion im Meer auf. Eine Arte-Dokumentation ergänzt seinen Blick auf den prekären Umgang mit dem Luxusnahrungsmittel.

Berlin-Er ist ein Wanderer zwischen den Welten, ein Ausnahmetalent, der sein ganzes Leben lang kämpft, ein Kraftpaket, das zwei Meter hohe Stromschnellen überspringt – wer vom Lachs spricht, wie Schauspieler und Tierschützer Hannes Jaenicke in seinem neuen Film, gerät schnell ins Schwärmen. Früher galt er als teure Delikatesse, doch dank der Massenproduktion in Farmen ist er in den letzten 30 Jahren weltweit zu einem der beliebtesten Speisefische gemacht worden. Das rosafarbene Fleisch lockt unter der durchsichtigen Vakuumverpackung in jedem Supermarkt. 

Schauspieler Hannes Jaenicke setzt sich für Tierschutz ein.
Schauspieler Hannes Jaenicke setzt sich für Tierschutz ein.dpa/Sven Hoppe

„Doch was essen wir da eigentlich?“ fragt Jaenicke mit harter Stimme. Unterwasseraufnahmen von Lachsfarmen vor der norwegischen Küste zeigen, wie sich Hunderttausende Tiere in einem einzigen Käfig drängen, viele sind von der Seelaus befallen, einige haben deformierte Körper, ihr Kot verdreckt den Meeresboden.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Lachsproduktion als gefährlicher Industriezweig

Zwei TV-Dokus, beide vom ZDF beauftragt, klären über die Risiken der Massentierhaltung im offenen Meer auf. Sowohl Janenickes Film „Im Einsatz für den Lachs“ als auch Albert Knechtels Doku „Gier nach Lachs“ (Arte) reisen nach Norwegen, woher 90 Prozent unserer Zuchtlachse stammen, wo die Lachsproduktion zum zweitwichtigsten Industriezweig nach der Erdölförderung aufgestiegen ist – und sich in den nächsten Jahrzehnten sogar verfünffachen soll.

Beide Filme lassen Wildlachsfreunde und Umweltschützer zu Wort kommen, die anschaulich anklagen, wie die Farmen die Bestände der Wildlachse bedrohen: Die Parasiten befallen auch die in ihren Heimatfluss zurückkehrenden Lachse aus dem Meer, ausgebrochene Zuchtlachse, fett gefüttert mit Sojafutter, verdrängen die schlankeren Wildtiere bei der Paarung und verschlechtern deren Genpool.

Die mitunter etwas weitschweifige Arte-Doku spannt dazu einen globalen Bogen, zeigt, wie sich norwegischer Zuchtlachs selbst in Japan durchgesetzt hat und besucht einen französischen Spitzenkoch, der keinen Lachs an Sauerampfer mehr zubereitet. Der wichtigste Ausflug führt das Team nach Chile, wo das norwegische Modell kopiert wird – ohne Umweltauflagen wie in Europa, mit geringeren sozialen Standards für die Mitarbeiter.

Jaenicke: „Wir geben nur unseren Dreck zurück“

Dagegen ist der 45-Minuten-Film von Hannes Jaenicke im ZDF knackiger in der Ansprache: Der Schauspieler, schon seit 2009 für die bedrohte Umwelt im Einsatz, findet klare Worte: „Wir entnehmen dem Meer alles und geben nur unseren Dreck zurück!“ Er empfiehlt als Lachsersatz die Gurke im Sushi. Die norwegischen und kanadischen Wildlachsangler schwören auf ihre Tradition, die Lachsindustrie setzt auf Computerüberwachung ihrer Farmen und plant den Bau riesiger Fischtanks unabhängig vom Meer.

Gier nach Lachs – Di, 9.6., 20.15 Uhr auf Arte

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für den Lachs: Di, 16.6., 22.15 Uhr im ZDF