Was ist toxisch? Arme Männer müssen vegane Schnitzel essen, aber nicht heute!

Heute ist Schniblo-Tag. Da wird der Mann mit einem Schnitzel und sexuellen Diensten gefeiert. Herrje! Eine Kolumne, die auch eine Ode ist an das starke Geschlecht.

Elon Musk, ein moderner Mann. Was würde er zu veganen Schnitzeln sagen?
Elon Musk, ein moderner Mann. Was würde er zu veganen Schnitzeln sagen?Jim Watson/AFP

Dies ist der neueste Teil der humoristischen Kolumne „Finde den Fehler“ von Anselm Neft.

Seit 2002 gilt der 14. März in den USA als Feiertag für die Herren der Schöpfung. Die liberalen Staaten sehen darin einen Akt der Gleichberechtigung. Schließlich machen viele Männer einen Monat früher mit Valentinskarten, Blumen und romantischem Schischi was für die Mädels. Seit 2008 feiert man den Schniblo-Tag – kurz für „Schnitzel und Blowjob“ – auch in Deutschland. Zeit einmal die echten Kerle und ihre bescheidenen Bedürfnisse zu würdigen.

Jeden Tag ein Schnitzel und ab und an einen Blowjob. Mehr will ein Mann nicht. Okay, vielleicht noch täglich kaltes Bier, kostenlose Pornos per Klick, die neue PS6, Sky-Abo für Fußi und kein Genöle, wenn er nach seinem Orgasmus sofort einschläft. Und einen Weber-Grill samt Abo der Zeitschrift Beef. Und ein Auto mit ordentlich PS und Straßen ohne Tempolimit und festgeklebte Vollpfosten.

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Maren Kaschner
Zum Autor
Anselm Neft, geboren 1973 bei Bonn, studierte abseitige Fächer, schrieb seine Magisterarbeit über zeitgenössischen Satanismus, verschliss Jobs vom Tellerwäscher bis zum Unternehmensberater und lebt heute als freier Autor und Schriftsteller in Hamburg. Dort betreibt er den Literaturpodcast „laxbrunch“ und schreibt Artikel und Bücher. Sein neuester Roman heißt „Späte Kinder“ und ist im Rowohlt-Verlag erschienen. Für die Berliner Zeitung schreibt er die humoristische Kolumne „Finde den Fehler“.

Dazu bitte Anerkennung auf der Arbeit und junge Frauen, die mit leuchtenden Augen zuhören, wenn er von seinem ersten Dire-Straits-Konzert oder seiner Sammlung von Panzermodellen fachsimpelt. Und natürlich eine Mutti, die wäscht, bügelt, kocht und so oft wie möglich die Kinder nimmt. Dazu eine unkomplizierte Geliebte und natürlich noch eine treusorgende Ehefrau, die ihn einerseits nicht mit ihren anstrengenden Gefühlen konfrontiert, andererseits aber seine Gefühle sofort ausgleicht, wenn sie ins Schattige zu kippen drohen.

Männer sind ganz einfach

Im Gegensatz zum komplizierten Gefühlsleben von Frauen mit ihren unzähligen oft unausgesprochenen Ansprüchen, sind die männlichen Bedürfnisse leicht zu verstehen: Ein Mann will einfach ein verantwortungsloser kleiner Junge bleiben, aber so behandelt werden, als sei er eine Mischung aus Conan, Einstein, George Clooney und Elon Musk. Ganz einfach also!

Früher war das im Großen und Ganzen gut geregelt: Zwar musste der Mann zur Arbeit gehen, konnte aber mit einem Acht-Stunden-Tag eine Familie „ernähren“ und sich von dieser als Held feiern lassen. Acht Stunden brutto wohlgemerkt: Die Hälfte der Zeit ging mit Zeitung, Zigarren, Schnäpschen und „Schäkern“ drauf. Das von dem „bisschen Haushalt“ leider nicht mehr ganz so rosig aussehende Frauchen konnte dankbar sein, wenn es Taschengeld für ein nützliches Küchengerät, eine Flasche „Frauengold“ oder mal eine fesche Bluse gab.

Männer haben es heutzutage schwer

Die guten alten Zeiten sind leider vorbei. Es fing damit an, dass Frauen Hosen trugen und Fahrrad fuhren. Dann wollten sie eigene Bankkonten. Und eh man sich versah hatten sie Berufe. Plötzlich waren sie finanziell in der Lage, sich scheiden zu lassen – und taten es oft auch! Viele blühten danach regelrecht auf, während das starke Geschlecht ohne die kleinen, abhängigen Dummchen auf einmal nicht mehr in der Lage war, Kontakte zu knüpfen, frisches Gemüse zu essen oder auch nur morgens aufzustehen. Das war doch alles ein Irrsinn. Wer sollte denn jetzt im Alltag die Verantwortung für den Haushalt übernehmen, vor allem für den emotionalen Haushalt des einst so souveränen Mannes? Sollten sich Männer etwa selbst trösten, versorgen, bekochen und lieben?

Lichtblick Schniblo-Tag

Heutzutage, wo „alter weißer Mann“ ein Schimpfwort ist, Männlichkeit oft als „toxisch“ gilt und selbst schlichte Gemüter Begriffe wie „Mental Load“, „Care-Arbeit“, „Klitoris“ oder „Gender-Pay-Gap“ fehlerfrei aussprechen können, sind die guten Tage der Männer gezählt. Jetzt können sie froh sein, wenn sie „von der Regierung“ genug Taschengeld bekommen, um sich ein veganes Schnitzel zu kaufen und selbst zu braten, während ihnen Kim (non-binär, sechs Monate) ins vor den Bauch geschnallte Tragetuch reihert. Dazu immer lächeln und bloß nichts Falsches sagen, sonst tindert sich die selbstbewusste Freundin einen neuen Idioten herbei. Gibt ja genug davon.

Angesichts dieser erschütternden Fakten, sollten wir als gesamte Gesellschaft wenigstens einmal im Jahr der ruhmreichen Vergangenheit des starken Geschlechts gedenken und den Männern ihr hartes Dasein mit paniertem Schnitzel und Mundgeblasenem versüßen. Auf einen schönen Schniblo-Tag!

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