Serdar Somuncu: Ist man gegen Waffenlieferungen, ist man Putinversteher

Der Comedian Serdar Somuncu hat seine radioeins-Sendung „Die blaue Stunde“ (rbb) dem Ukraine-Krieg gewidmet. Er sprach sich für eine pazifistische Haltung aus.

Serdar Somuncu
Serdar Somuncuimago

Der Comedian Serdar Somuncu hat die vergangene Sendung seiner Reihe „Die blaue Stunde“ beim rbb-Radiosender radioeins vom 24. April 2022 dem Ukraine-Krieg gewidmet. Der Comedian hat sich vor allem mit der Frage beschäftigt, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern solle.

Der Comedian stellt am Anfang der Sendung fest, dass die deutsche Gesellschaft verlernt habe, miteinander offen zu diskutieren und unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Die Pandemie habe die Distanz zwischen den Menschen vergrößert. Corona und der gesellschaftliche Blick auf das Virus seien daran schuld, dass die Entzweiung der Gesellschaft weiter vorangetrieben werde. Auch die Affekthaftigkeit der Sozialen Medien wie Facebook und Twitter habe die Situation verschärft. Unterschiedliche Meinungen würden nicht mehr toleriert. Das zeige sich insbesondere mit Blick auf den Ukraine-Krieg. „Wir haben verlernt, miteinander zu sprechen,“ so Somuncu.

Somuncu sagt, dass er mit Blick auf die Ukraine ratlos sei. Er habe nicht den Anspruch, zu wissen, was richtig sei. Er habe allerdings den Anspruch, nach Wissen zu suchen. Dann heißt es weiter: „Und jetzt, im Jahre 2022, also mehr als 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, stehen wir wieder vor der Frage, ob wir einen Krieg wollen oder ob wir keinen Krieg wollen, ob wir überhaupt wollen können oder uns entscheiden müssen. Das hätte ich niemals gedacht als Mensch einer Generation, die ohne Kriege aufgewachsen ist und nur den Kalten Krieg erlebt hat.“

„Es gibt nur eine Lösung gegen Krieg und die lautet Frieden“

Somuncu sagt in der Sendung, dass er nicht verstehe, warum Pazifisten mit Blick auf den Ukraine-Krieg als Putinverstehen deskreditiert werden würden. Er hinterfragt auch die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine durch Deutschland. „Heute würde man mich für naiv halten und sagen, ich sei ein Lumpenpazifist. Weil ich immer noch daran glaube, dass es die beste Lösung ist, um Frieden zu ringen, statt mit Waffen zu kämpfen.“ Außerdem sagt er: „Spricht man sich heute (...) gegen Krieg aus, spricht man sich heute gegen Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine aus. Dann ist man fast schon automatisch ein Putinversteher.“

Somuncu verteidigt die Friedensbewegung und die Ostermärsche und zeigt sich geschockt über die Verrohung der politischen Streitkultur. Er sagt: „Als ich in der letzten Woche mitbekommen habe, wer sich alles an der Diskussion um schwere Waffenlieferungen an die Ukraine beteiligt hat, ist mir der Atem gestockt. Politiker der Grünen, einer Partei, die aus der Antikriegsbewegung entstanden ist, haben sich plötzlich vehement dafür eingesetzt, Waffen zu liefern. Und in Tönen gesprochen, die man sonst eigentlich von ganz anderen Politikern kennt. Die Ostermärsche wurden verurteilt als Ansammlung von Verblendeten, die an einer vergangenen Zeit festhalten.“ Somuncu stellt fest: „Putin, der die Ukraine überfallen hat, ist genauso schuldig wie jeder andere auch, der sich schuldig macht in dem Moment, in dem er meint, schwere Waffen einsetzen zu müssen gegen die Schuld Putins.“ Dann heißt es weiter: „Es gibt nur eine Lösung gegen Krieg und die lautet Frieden.“

Hören Sie die ganze Sendung bei radioeins.