Berlin-Die Kulturverwaltung und das Gorki-Theater teilen mit, dass Shermin Langhoff ihren Intendantenvertrag um zwei weitere Jahre bis Sommer 2023 verlängert. Die Option auf diese Verlängerung war schon bei der letzten Verhandlung 2016 vereinbart worden.

Langhoff macht also die zehn Jahre (erst einmal) voll. Das ist keine Sensationsmeldung, aber auch nicht nichts. Die forsche 50-Jährige gilt für träge Gemüter − die unter Theaterzuschauern, -politiker und -journalisten nicht selten sind − noch immer als neu im Staatstheaterintendantengeschäft. Zumal sie 2013 in einem Affenzahn das kleine Theater zu einem künstlerischen und kulturpolitischen Durchbruch geführt hat.
Unbrauchbare Ressentiments
In ihrem Haus sind die Ziele von andernorts gerade erst aufbrechenden Debatten schon längst verwirklicht. Sie hat das Gorki mit dem in vieler Hinsicht diversen Ensemble zum Präzedenztheater gemacht, in dem man seine über Jahre gepflegten Ressentiments auf einmal nicht mehr zur Verfügung hat und auch gar nicht vermisst. Hier ist es kein Thema mehr, wenn jemand mit migrantischem Hintergrund eine Rolle aus dem wurzelechten deutschen Kanon übernimmt oder wenn geschlechtsüberkreuz besetzt wird.
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Langhoff wechselt also von der Mittel- in die für Berlin eher typische Langstrecke. Und hier drohen, wie an anderen Häusern der Stadt vorgeführt, Fährnisse der schleichenden Art: Routine, Betriebsblindheit und Machtdeformation.
Machtstruktur bleibt zentral
In diesem Zusammenhang ist eine wichtige Fußnote in der Verlängerungsmeldung interessant: Der Ko-Intendant Jens Hillje tritt einen Schritt zurück in die Reihen eines künstlerischen Beirats. Dieser wird etwas großspurig als Artistic Advisory Board annonciert, ist aber nicht mehr als ein hauseigenes Beratungsgremium ohne Entscheidungsbefugnis, die hat weiterhin die Alleinintendantin inne. Das Direktorium ist mit der künstlerischen Betriebsdirektorin Christine Leyerle, dem geschäftsführenden Dramaturgen Johannes Kirsten sowie dem geschäftsführenden Direktor Marcel Klett vertreten. Aus dem künstlerischen Mittelbau kommen neben Hillje die Hausregisseure Nurkan Erpulat, Yael Ronen, Sebastian Nübling und neu auch Oliver Frljic dazu.
Hilljes Rückzug ist also eher ein Schritt zur Zentralisierung der Macht als zu ihrer Kollektivierung. Schade, denn auch hinsichtlich der Leitungsstruktur gibt es im deutschen Theaterbetrieb einigen Utopiebedarf. Auch hier hätte ein so agil geleitetes Theater wie das Gorki vorangehen können.