Für Kunst-Flaneure: Berliner Galerien öffnen an diesem Sonntag

Die Durststrecke der Corona-Sperre scheint vorbei zu sein. Die riesige Kunstszene der Stadt fährt ihren Ausstellungsbetrieb wieder kraftvoll und ziemlich witzig hoch – diesmal am Wochenende mit der Aktion „Sunday open“. 

 

Real-surreal geht es zu in der Galerie Mountains mit Rashiyah Elangas Werk „My Trip Inside The Mesosphere Sponsored By Magic Blue“ 2020, HD-Video.<br>
Real-surreal geht es zu in der Galerie Mountains mit Rashiyah Elangas Werk „My Trip Inside The Mesosphere Sponsored By Magic Blue“ 2020, HD-Video.
Galerie Mountains/Rashiyah Elanga

Berlin-Berlins Kunstbetrieb lebt wieder auf und relativiert damit auch gewisse Hiobsbotschaften vom Weggang namhafter Sammler samt ihrer Kollektionen. Die Galerien der Stadt signalisieren nun: Wir sind da. Und wir bleiben! Dieser Tage kommen sogar ganz neu gegründete, wie die „Societé“ in  Charlottenburg hinzu.

Passend zum Sommeranfang in der Nacht zum Sonntag gibt es in Berlin wirklich gute Nachrichten, die die Melancholie vertreiben, denn nun heißt es: Sunday Open. Das heißt: Am Sonntag warten 59 namhafte Galerien auf Besucher, die zum Großteil internationale und nationale junge Kunst, oftmals Made in Berlin, vertreten. Gezeigt wird in den meisten Fällen gerade auch das, was für die ausgefallene Kunstmesse Art Basel gedacht war.

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Der  21. Juni ist damit Tag der offenen Galerien, sozusagen eine Kunstschau mit Einkaufsmöglichkeiten für Sammler und alle, die es werden möchten, quer durch die gesamte Stadt. Selbstredend sind die gebotenen Abstands-Regeln einzuhalten. Zeitfenster muss aber niemand vorher ordern. Notfalls soll sich diszipliniert in die Warteschlange gestellt werden. Oder man geht derweil einfach zum nächsten Kunstort.

Die Sehnsucht, die große Kunst-Lust endlich nachzuholen, ist übergroß. Das aufwendig vorbereitet Gallery Weekend Anfang Mai fiel aus und wurde in den Kunstherbst, in die Art Week, verschoben. Nicht nur für die Galeristen und ihre Teams, gerade auch für viele Künstlerinnen und Künstler aus Berlin und aus dem In-und Ausland war der jähe Stopp enttäuschend, aber eben notwendig. Die ökonomischen Folgen für den privaten Kunsthandel sind gravierend. Aber Kunst ist schließlich auch Lebensmittel und Energiespender, um Krisen zu überwinden.

Die Galerie mit dem ulkigen Namen „Schiefe Zähne“ erweist ihren besonderen Sinn für (auch schwarzen) Humor:&nbsp;Angharad Williams Arbeit „Without the Scales“, 2020, lädt zum Gruseln und Amüsieren.&nbsp;<br>
Die Galerie mit dem ulkigen Namen „Schiefe Zähne“ erweist ihren besonderen Sinn für (auch schwarzen) Humor: Angharad Williams Arbeit „Without the Scales“, 2020, lädt zum Gruseln und Amüsieren.
Schiefe Zähne/Hannes Schmidt

Ein erster Testlauf für die ungewöhnliche Sonntags-Initiative der wichtigsten  kommerziellen Galerien der Stadt war bereits der 24. Mai. Die Skeptiker wurden an dem verregnete Sonntag eines Besseren belehrt: Die Stadt hat großen Kunst-Hunger nach originaler Anschauung. Die vielen Online-Ausstellungen machen eben auf Dauer nicht satt. Und so wurde das erste Live-Angebot einiger weniger Kunsthändler am Tag des Herrn vor knapp vier Wochen gleich lebhaft angenommen.

Das ermutigte gerade all jene zur Wiederholung, die ohnehin das Gallery Weekend mit ihrer Künstler-Auswahl penibel vorbereitet hatten, dann aber wegen der Corona-Vollbremsung des öffentlichen Lebens schließen mussten. Laut Wettervorhersage soll es Sonntag schwülwarm werden. Vielleicht mit, vielleicht ohne Regen. Jedenfalls wäre das Kunst-Flanieren in schattigen Bilderräumen wohl eine gute Alternative.

Sunday open am 21. Juni. Die Orte und Öffnunsgzeiten sind zu finden unter: www.indexberlin.de