In der Familie der Buchstaben war das Z schon immer ein wenig benachteiligt. Es musste sich ganz hinten anstellen, und der Einfachheit halber sprach man vom Alphabet als „ABC“ und nicht etwa vom „A–Z“. Jetzt aber kommt es ganz dicke.
Je nach Kontext soll die Verwendung des Buchstaben Z in der Öffentlichkeit bestraft werden können. Dabei geht es nicht um ein generelles Verbot, aber: Seine Verwendung kann im Einzelfall eine Billigung des russischen Angriffskriegs darstellen und damit nach § 140 StGB verboten sein. Der Paragraf im Strafgesetzbuch besagt, dass mit Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Haft bestraft werden kann, wer bestimmte Straftaten in einer Weise gutheißt, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören. Das Land Berlin, Bayern, Brandenburg und Niedersachsen haben die Verwendung des „Z“ als Billigung des Krieges gegen die Ukraine bereits unter Strafe gestellt.
Die ewig spaßbereiten Nutzer der sozialen Medien sind schon einmal aktiv geworden und prophezeien schwere Zeiten für den Lieferservice Zalando, die Wochenzeitung Die Zeit und insbesondere auch für das ZDF. Sieht man mit dem Zweiten nicht mehr besser?
Von Zorro bis Costa Gavras
Tatsächlich hat das Z schon mal bessere Zeiten gesehen. In der europäischen Filmgeschichte sind damit jedenfalls ganz andere Geschichten verbunden, die nicht allein vom anarchischen Westerner Zorro handeln. Ende der 1960er-Jahre stand das Z für eine demokratische Freiheitsbewegung. Costa Gavras’ gleichnamiger Film aus dem Jahr 1969 handelt von der Ermordung des Intellektuellen Gregoris Lambrakis während der griechischen Militärdiktatur und gilt als genrebildender Klassiker des politischen Films.
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„Z“ heißt in diesem Zusammenhang „Er lebt“, es wurde zugleich zum emotionalen Widerstandssymbol gegen jegliche Form von Totalitarismus. Das Z prangte an griechischen Hauswänden und wurde in leuchtendem Weiß auf die Straßen gemalt. Die Filmmusik stammt vom kürzlich verstorbenen Komponisten Mikis Theodorakis, seine aufpeitschenden Rhythmen schienen seinerzeit direkt für die gerechte Sache zu mobilisieren.
So gesehen ist das nun auf schwerem russischen Kriegsgerät aufgetragene Z ein klarer Fall von Zeichendiebstahl, den man Putin nicht durchgehen lassen sollte. Auch in diesem Fall gilt: Ein Verbot spielt dem Despoten in die Hände.
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