Strip-Clubs und Molotowcocktails: Susan Meiselas’ explosive Fotografie

Sie fotografierte auf der Straße, in Strip-Clubs und Krisengebieten. Das Ausstellungshaus für Fotografie C/O Berlin widmet Susan Meiselas nun eine Retrospektive

Susan Meiselas’ wohl bekanntestes Bild: 1979 fotografierte sie einen nicaraguanischen Sandinisten, wie er einen Molotowcocktail in Richtung des Hauptquartiers der Nationalgarde schleuderte.
Susan Meiselas’ wohl bekanntestes Bild: 1979 fotografierte sie einen nicaraguanischen Sandinisten, wie er einen Molotowcocktail in Richtung des Hauptquartiers der Nationalgarde schleuderte.©Susan Meiselas . Magnum-Fotos

Susan Meiselas’ Fotos sind jetzt erstmals in Berlin zu sehen. Bekannt wurde die 1948 geborene US-Fotografin, die seit 1976 Mitglied in der der Magnum Foundation ist, insbesondere für ihre Chronik der sandinistischen Revolution in Nicaragua.

Meiselas’ Motive und Subjekte könnten allerdings kaum facettenreicher sein: Das über 50 Jahre umfassende Werk der Fotografin reicht von intimen Porträts von Stripperinnen in New England (festgehalten im Fotobuch „Carnival Strippers“) bis hin zu ihren charakteristischen Straßenszenen in New York („Prince Street Girls“).

Im C/O Berlin ist mit „Mediations“ nun die größte Retrospektive zu sehen, die in Deutschland je über Susan Meiselas’ Werk gezeigt wurde. Die Ausstellung umfasst rund 250 Fotografien und Videoinstallationen aus den 1970er-Jahren bis heute und wird von der Publikation „Carnival Strippers Revisited“ im Steidl Verlag begleitet. Die US-Amerikanerin intendiert mit ihnen Bildern auch, Aufmerksamkeit für die sozialen Kämpfe und tagtäglichen Herausforderungen von Minderheiten zu erzeugen – Kämpfe, die von der Weltöffentlichkeit oftmals übersehen werden.

Heute gilt Meiselas als Wegbereiterin für politisch engagierte Fotograf:innen, insbesondere solche, die einen kollaborativen Ansatz verfolgen. In ihrer eigenen Arbeit sucht Meiselas stets, in direkten Kontakt mit den Menschen zu treten. Über Jahre hinweg führte sie visuelle Feldstudien durch, in denen die Fotografien selten für sich allein stehen, sondern durch Interviews, Soundaufnahmen, Videos, Archivmaterial oder Notizen ergänzt werden. Sie versucht so, auch zu einer Reflexion über die fotografische Praxis selbst einzuladen sowie über die Rezeption und Verbreitung von Bildern.