Potsdam-Das Interesse der Surrealisten an Okkultismus und Magie steht im Mittelpunkt der neuen Ausstellung des Potsdamer Museums Barberini - in der Schau „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ werden von Samstag an bis zum 29. Januar 2023 rund 90 Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus 15 Ländern gezeigt. Dabei werden bekannten Werken etwa von Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Max Ernst oder René Margritte Arbeiten weniger bekannter Künstler gegenübergestellt. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung Beiträge von Künstlerinnen wie Leonora Carrington, Kay Sage oder Dorothea Tanning.
„Die Surrealisten haben das Okkulte und Magische im Zentrum ihrer Kunst gesehen“, sagte Museumsdirektorin Ortrud Westheider am Donnerstag bei der Vorstellung der Schau. „Die Nähe zu den neuen Wissenschaften Psychologie und Anthropologie zeichneten den Surrealismus aus.“
Kurator Daniel Zamani sprach von einer Hinwendung zum Irrationalen, Traum und Unbewussten bezogen auf die Arbeit Sigmund Freuds. Er verwies dabei auf das Anfang der 1950er Jahre entstandene Werk „Das Gästezimmer“ von Dorothea Tanning (1910 bis 2012), der Ehefrau von Max Ernst. Es zeigt ein Kinderzimmer, in dem zwei Geister spuken. Eine geöffnete Tür steht für den Zugang in das Reich des Traums und der Fantasie. Tanning erklärte, sie wolle in ihren Arbeiten „die Tür zur Fantasie offenlassen, damit der Betrachter jedes Mal etwas anderes sieht.“
Der Surrealismus sei vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs mit den traumatischen Erlebnissen des Massensterbens zu sehen, erläuterte Zamani. Der Begründer André Breton habe als Sanitäter mit traumatisierten Soldaten gearbeitet. Nach seinem „Manifest des Surrealismus“ 1924 habe sich die Kunstströmung von Paris aus zur international tonangebenden Avantgarde entwickelt. Beim Interesse der Surrreallisten an der Magie sei auch die Kraft der Gedanken fest verankert, sagte Zamani. „Der Glaube, dass Gedanken die Realität verändern können.“
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Die Ausstellung spannt einen Bogen über sieben Jahrzehnte des Surrealismus von 1914 bis 1987. Die Leihgaben stammen aus mehr als 50 Museen und Privatsammlungen, unter anderem aus den USA, Spanien, Frankreich und Israel. Die Schau wurde gemeinsam mit der Peggy Guggenheim Collection in Venedig entwickelt. Dort war die Ausstellung von April bis September parallel zur Biennale di Venezia zu sehen und zog rund 215 000 Besucher an.