Ein Mann sieht rot
Bedrückend und spannend: Milan Peschel spielt im „Tatort“ einen Vater, der keinen anderen Ausweg sieht, als mit der Waffe in der Hand um das Leben seiner kranken Tochter zu kämpfen.
Berlin-Mittelalte Männer, die sich von der Welt betrogen fühlen und ihr Selbsthelfertum mit der Waffe durchsetzen, sind ein fester Topos in der Filmgeschichte. Der Treibstoff, der einen unauffällig funktionierenden Zeitgenossen in den Wahnsinn treibt, ist die explosive Mischung aus Trauer und Wut. In diesem Fall führt der Zollbeamte Steffen Thewes einen Kampf um das Leben seiner Tochter Sara, die an einer komplizierten Deformation der Wirbelsäule leidet und nur durch eine teure Operation in den USA eine Chance hätte.

Großartiger Milan Peschel
Es ist eine Rolle, die wie gemacht ist für den Schauspieler Milan Peschel, der seit seinem Kinofilm „Netto“ vor 15 Jahren auf den sogenannte kleinen Mann abonniert ist, dem er auf seine Art immer wieder tragische Würde zu verleihen versteht. Hier steuert er als überforderter Heckenschütze mit allem, was er tut, auf die Katastrophe zu.
Peschels Figur ist das emotionale Zentrum dieses Films, bei dem der Zuschauer von Beginn an den Täter kennt und den Kommissaren mit einem Vorsprung an Wissen und auch Verständnis auf den Ermittlungswegen folgt. Bei einer Routinekontrolle an der Autobahn fallen plötzlich Schüsse, ein Lkw-Fahrer wird durch einen Querschläger getötet.
Thorsten Falcke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) werden sich nicht einig, wo sie nach dem Täter suchen sollen und so sucht erst mal jeder für sich. Steckt ein Attentäter hinter den Schüssen? Oder geht es um Erpressung?

Nach und nach zieht sich die Schlinge um Thewes zu, was den nun völlig durchdrehen lässt. Oke Stielow (Drehbuch) und Stephan Rick (Regie) reichern das klassische Format ihrer Geschichte mit Elementen des Actionthrillers an, ohne es zu übertreiben.
Im Mittelpunkt, so kann man das ruhig mal sagen, steht der Mensch. Falcke bekommt eine bewegende Szene mit der todkranken Sara, in der er sich als Emo zeigen darf, seine immer so strukturierte Kollegin Julia wird von den Avancen einer eifrigen Polizistin (Marie Rosa Tietjen) durcheinandergebracht. Am Ende gibt es sogar so etwas wie Trost.