Man merkt der „Minna von Barnhelm“ an, dass Lessing sich ein bisschen zu viel Zeit gelassen hat mit der Entscheidung, ob er sein Stück in einer Katastrophe oder glücklich enden lassen würde. Es ist eins von diesen Ihr-habt-es-so-gewollt- oder Ihr-habt-es-nicht-anders-verdient-Happy-Ends, bei denen man froh ist, dass man keine fünf Minuten später aus der Handlung geworfen wird. Der nächste Stimmungsumschwung steht sicher schon vor der Tür und lässt alles wieder in die Brüche gehen. Dank der im Stück wechselnden Umstände und dank der Manipulationen Minnas wissen wir, auf welch unzuverlässigen Füßen ihr Lebensglück steht. Man kennt das von sich selbst und eiert so durch.
Die Liebe ist ein Lustspiel von Lessing: „Minna von Barnhelm“ am DT
Die Regisseurin Anne Lenk und ihr Team legen am Deutschen Theater nach ihrem „Maria Stuart“-Erfolg mit Lessings „Minna von Barnhelm“ nach.

„Minna von Barnhelm“ am Deutschen Theater: Natali Seelig in der Titelrolle, Seyneb Saleh als Kammerfrau Franziska und Lorena Handschin, die Wirtin. (v. l.)Arno Declair