Nationaltheater Mannheim cancelt Goecke-Choreografie nach Hundekot-Eklat
Das Theater setzt nach dem Hannoveraner Vorfall eine Goecke-Arbeit ab. Zugleich würdigt der Intendant Goecke als Künstler, der ihm selbst weit voraus sei.

Das Nationaltheater Mannheim will nach dem Hundekot-Angriff von Marco Goecke auf die Tanzkritikerin Wiebke Hüster auf eine geplante Zusammenarbeit mit dem Choreografen verzichten, das teilen der geschäftsführende Intendant Tilmann Pröllochs sowie die künstlerische Leitung der Tanzsparte mit. Die als dreiteiliger Abend geplante Premiere „Young Lovers“ am 15. April wird ohne Goeckes Choreografie „Woke up blind“ aus dem Jahr 2016 stattfinden.
Der Tanzintendant Stephan Thoss würdigt Goecke als einen Choreografen, der ihm und anderen Kollegen „künstlerisch weit voraus“ sei. „Der Vorfall aber ist absolut inakzeptabel. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir auf sein Stück verzichten und wieder zur Ruhe finden, um unsere eigentliche Arbeit zu schützen.“ Das Haus bedauere den justiziablen Vorfall sehr und verurteile jegliche Form von Gewalt – „ob verbal, körperlich oder anderweitig“. Andere Institutionen, darunter das Bayerische Staatsballett, das Münchner Gärtnerplatztheater und die Stuttgart Gauthier Dance Compagnie haben zuvor verkündet, weiter mit Goecke zusammenarbeiten oder seine Stücke im Repertoire halten zu wollen. Das Niederländische Dans Theater (NDT) setzte die Zusammenarbeit mit Goecke aus. Das teilte die renommierte Gesellschaft am Donnerstagabend in Den Haag mit. Zuvor hatten rund 50 niederländische Theater- und Tanzkritiker das NDT in einem offenen Brief kritisiert und ein deutliches Bekenntnis für die Pressefreiheit gefordert. Die bestehenden Goecke-Arbeiten will das NDT weiter zeigen.
Auch das Staatstheater Hannover, wo sich der Vorfall abgespielt hatte, hat sich zwar von Goecke, aber nicht von seinen Werken getrennt. „Wir glauben nicht“, sagte die Opernintendantin Laura Berman, dass das Werk eines Künstlers aufgrund einer einzelnen unüberlegten Tat – so widerlich sie auch sein mag – komplett verdammt werden sollte.“ Goecke hatte am 11. Februar im Foyer des Opernhauses in Hannover die Journalistin Wiebke Hüster mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer „schlimme, persönliche“ Kritiken zu schreiben. Drei Tage später bat der Ballettchef öffentlich um Entschuldigung – machte der Journalistin aber zugleich weitere Vorwürfe. Diese reagierte entrüstet und schockiert. Die Polizei Hannover ermittelt gegen Goecke wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung.