Nachrichten vom dicksten ungelegten Ei der Volksbühne
Das Traditionshaus am Rosa-Luxemburg-Platz lässt die Programmpressekonferenz wieder aufleben. Und hätte lieber nichts über die Besetzungsdrohung gesagt.

Die Volksbühne hat eine alte Tradition wiederaufleben lassen: das Pressegespräch über ungelegte Eier. Am Dienstagvormittag wurden in gemütlicher Runde die Pläne der nächsten Monate bis Spielzeitende von den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern ausgebreitet.
Mit rhetorischem Geschick beim langsamen Verfertigen, Bewerten und vielleicht lieber doch Verschweigen von Eiern – Pardon, von Gedanken – hantierte der Schauspieler Fabian Hinrichs mit selten schönen Begriffen. Er wolle keinen „Überbuchungsdruck“ durch „Absichtserklärungen“ aufbauen, weil er die Grenzen seiner „Selbstlenkungsfähigkeiten“ kenne. Wir sind gespannt auf die Premiere im April! Er wird Lord Byrons „Sardanapal“-Tragödie mit ehemaligen Tänzerinnen des Friedrichstadt-Palasts auf die große Bühne bringen.
Kleine Formate im großen Haus
Neben dem am Freitag zur Uraufführung kommenden kollektiv inszenierten Abend „Monosau“ mit Texten des Künstlers Jonathan Meese und einer noch gänzlich titellosen Pollesch-Produktion mit Inga Busch, Benny Claessens, Christine Groß und Sophie Rois im Mai gibt es kleinere Stückentwicklungen auf der Vor- und Hinterbühne des Theaters, die als Praterstudio-Formate ins große Haus kommen, weil die Spielstätte in der Kastanienallee nicht zur Verfügung steht: „Stechen und Sterben“ von Bäckerei Harmony (Regie: Leonie Jenning, Martha Mechow, Premiere 24.3.), „Die Chor“ von Hanna Dörr, Irina Sulaver und Nele Stuhler (22.3.) und „Shangzhai Express (made in Chima)“ (sic!) von der Andcompany (10.6.).
Das Haus habe einen guten Lauf, das Repertoire sei mit 16 Produktionen gut gefüllt, darunter vier ausverkaufte. Und die Auslastung habe mit 70 Prozent wieder Vor-Corona-Niveau erreicht.
Diese Programmführung, die sich die Berliner Häuser seit Jahren sparen, dauerte ungefähr eine Stunde, und dann wendete man sich, erst auf Nachfrage der Presse, dem dicksten und am tiefsten im Huhn steckenden Volksbühnen-Ei zu, nämlich der gerade wieder aufploppenden Drohung der Theaterbesetzung, gegen die Pollesch mit polizeilicher Hilfe vorzugehen ankündigte. Dieses Ei zieht seine inzwischen deutlich schrumpfende Attraktivität aus der Tatsache, nicht zur Tatsache zu werden, aber auch aus seinem nicht immer freiwilligen Humor (Sammelaktion für „staatliche Repressionsmaßnahmen“, bisher 275 von angestrebten 611.200 Euro). Interessant ist es allenfalls für das Spiel, mit dem die gackernden Pamphletisten Reaktionen des Theaters erzwingen, Aufmerksamkeit der Medien erheischen und damit beide zu instrumentalisieren versuchen. Deshalb brechen wir das Thema hier ab.