In seinen letzten Berufsjahren, bis 2007, war Carl-Hermann Risse an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch tätig. Die Studierenden werden die Chance genutzt haben, um den humorvollen, zugewandten und vielseitigen Regieprofessor auszuquetschen und erzählen zu lassen aus seinem reichen Theaterleben, das nun zu Ende ging. Risse wurde 80 Jahre alt.
Geboren 1942 in Dresden, erlebte er unbewusst die Kriegsschrecken mit und wählte später erst einmal einen Beruf, der damals gebraucht wurde: Maurer. Mit zwanzig sattelte er um und ließ sich am Dresdner Schauspielstudio ausbilden, erhielt erste Engagements in Stendal und Schwerin, bevor er das große Los im Theaterlotto gewann und 1968 an die Volksbühne engagiert wurde, ein Jahr bevor Benno Besson das Haus erst als Künstlerischer Oberleiter und dann als Intendant übernahm.
Mit Besson in ganz Europa
Risse wurde als Parteisekretär in Heiner Müllers „Weiberkomödie“, inszeniert von Fritz Marquardt, besetzt, spielte auch bei Besson, etwa in „Das letzte Paradies“ und in „Der gute Mensch von Sezuan“, mit dem Besson endgültig zum Superstar des Brecht-Theaters avancierte und in ganz Europa eingeladen wurde. Risse, der nebenbei als Synchronsprecher und Darsteller bei der Defa und im Fernsehen arbeitete, blieb bis 1984 an der Volksbühne, begann selbst Regie zu führen, schmiedete Freundschaften unter anderem mit dem Schauspieler Henry Hübchen und mit dem Regisseur Manfred Karge, bekam dort aber auch die bleierne Zeit mit, nachdem Besson in den Westen gegangen war.
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Danach holte ihn der damalige Intendant Siegfried Wein als Oberspielleiter ans Theater der Freundschaft, wo Risse bis zur Wende blieb und dann als freier Regisseur und Schauspieler tätig war, bevor er 1995 Regieprofessor wurde. Am Dienstagabend ist Carl-Hermann Risse, genannt Charly, im Kreis seiner Familie im Krankenhaus friedlich gestorben, wie Siegfried Wein der Berliner Zeitung bestätigte.