Thüringen erneut Thema bei Maybrit Illner: Die peinlichste Sendung der Woche

Frankfurt - Der inoffizielle Wettbewerb für die peinlichste Sendung der Woche ging diesmal an Maybrit Illner. Ihrer Redaktion war nichts Besseres eingefallen, als erneut über die künftige rot-rot-grüne Koalition in Thüringen reden zu lassen. Selbstverständlich hätte es andere, wichtigere Themen gegeben: den Umbau von Eon etwa und die Folgen für die Verbraucher, die Streiks und die Aushöhlung des Streikrechts durch die Pläne der Bundesregierung, die nach wie vor drängende Frage, warum Deutschland nicht mehr Flüchtlinge aufnimmt – aber nein, es musste nochmal das Linken-Bashing sein, als ob die CDU selbst das Thema diktiert hätte. Und obwohl bei Anne Will einen Tag zuvor ebenfalls über den drohenden  Untergang von Erfurt  geredet wurde.

Neues Etikett für kalten Kaffee

So bestand die Leistung von Illners Redaktion vor allem darin, für den Verkauf des kalten Kaffees noch einmal ein neues Etikett gefunden zu haben, noch sinnfreier als die Sendetitel vorher: „Linke an der Macht – Ist das Unrecht nun vergessen?“ Viel dümmer geht’s nimmer. Vielleicht werden sie sich in Mainz auch gedacht haben: Wenn wir den Oskar Lafontaine kriegen, müssen wir das machen. Und der Saarländer gab dann auch dem Affen reichlich Zucker, extemporierte über Bespitzelung oder  „Drohnen-Morde“ und musste sich von den anderen Gästen (und der Moderatorin) jedes noch so abwegige Beispiel für linke Verfehlungen anhören. Es war ein Graus, und es hatte mit Thüringen dann irgendwann nichts mehr zu tun – ein weiterer Beleg für die absurde Themenwahl.

Schon das Kulissenbild war eine Spitze gegen die Linke: Da blickten sich ein rotes Karl-Marx-Haupt und ein Kopfbild Bodo  Ramelows an. Und in diesem Stil ging es weiter. Zunächst durfte der brave Sozialdemokrat Karl Lauterbach beteuern, dass es der größte Nachteil für die SPD sei, dass sie nicht den Ministerpräsidenten stelle. Was Oskar Lafontaine umgehend und zu recht korrigierte: Nicht der Posten sei wichtig, sondern die Politik, die gemacht werde. Soviel Weisheit hätte man der CDU gewünscht, die ein unwürdiges Schauspiel um die Wahl am heutigen Freitag inszenierte und erst die Ex-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht vorschickte, dann ihren Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring, der mit seinem Auftritt hier zeigte, dass die Partei wirklich ein Problem hat, und schließlich als Kandidaten für einen eventuell anstehenden dritten Wahlgang Klaus Dicke, den  Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Affentheater“ kommentierte Lafontaine.

Dabei wies Focus-Chefredakteur Ulrich Reitz darauf hin, dass ein Scheitern Ramelows „das Schlimmste für Frau Merkel“ wäre, weil dann die AfD vor der Tür der CDU steht, die Partei, der Mohring, ein halbstarker Politiker, bereits schöne Augen gemacht hat. Ein Zusammengehen der beiden konservativen Parteien nannte Reitz „Ypsilanti auf Schwarz“, weil die CDU zuvor  eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hatte.

In der Folge ging es um die Definition von Wählerwillen und ob Katrin Göring Eckardt von den Chefs der Großen Koalition eine „Kenia-Koalition“ aus SPD, CDU und Grünen angetragen worden sei. Was sie nur halb abstritt, was aber nicht weiter vertieft werden konnte, weil nun nichts mehr vertieft werden konnte vor lauter Dazwischenreden, auch nicht die Methode Mohrings, längst verstorbene CDU-Parteibuchbesitzer zum Mitgliederbestand dazuzurechnen. Stattdessen wurde noch einmal auf der Tatsache herumgeritten, dass es zwei (!) ehemalige Stasi-Mitarbeiter der Linkspartei im Parlament gebe, was Reitz eine „Unappetitlichkeit“ fand, aber keinen Grund für Ramelow, auf die Koalition zu verzichten.

Und dann sollte auch Oskar Lafontaine seine Beichte ablegen, ob er die DDR für einen „Unrechtsstaat“ halte, was ihn zu gewohnt großer Form auf- und die Debatte aus dem Ruder laufen ließ, denn der greise Volkstribun aus dem Saarland fragte nun nach den „Drohnen-Morden“, die von deutschem Boden ausgingen und den Flüchtlingen, die zu Tausenden im Meer ertrinken, weil nicht genügend Geld für Hilfe ausgegeben werde; und  er geißelte die „doppelte Moral“, während Göring-Eckardt auf die Nähe der Bundes-Linken zu Rechten hin wies und die Moderatorin sichtlich zufrieden das Fazit ziehen konnte, dass die Linkspartei im Bund von SPD und Grünen für den Leibhaftigen gehalten wird.

Aber dazwischen zeigte sie einen Einspieler zum Thema unerwartete Koalitionen mit Joschka Fischer und Gerhard Schröder, man sah eine Umarmung der beiden und dann kurz den Kanzler, feixend und eine fette Zigarre rauchend. Und auch diese Bildauswahl war in hohem Maße tendenziös, unseriös und unredlich.