Trickfilmserie in Pakistan "Burka Avenger": Mit Burka und Büchern gegen die Taliban

Ein Paradies irgendwo im bergigen Norden von Pakistan. Die Wiesen blühen, überall saftiges Grün, die Bäume stehen in dichten Reihen und spenden Schatten, und am Horizont schmiegt sich das Gebirge zu einer lieblichen Kulisse. Alles ist friedlich. Kinder spielen, sie lachen und tollen herum: Immu und seine Schwester Ashu sowie der kleine Mooli sind schon ganz aufgeregt, denn heute kommt ein berühmter Pop-Sänger nach Halwapur, so heißt ihr kleines Bergdorf. Mooli hat sogar seine Ziege, sie hört auf den Namen Golu, fein herausgeputzt. Die vier sind also bestens für das große Ereignis vorbereitet, aber dann kommt alles anders...

Halwapur ist eine fiktive Stadt. Und sie ist der Spielort für eine neue Trickfilmserie, die von dem pakistanischen Nachrichten- und Unterhaltungskanal GEO Tez ab August ausgestrahlt werden soll: „Burka Avenger“. Der jetzt veröffentlichte Trailer stellt uns allerdings nicht nur die niedlichen Immu, Ashu, Mooli und Golu vor, sondern auch den Bürgermeister von Halwapur, Vadeo Pajero, ein „typischer korrupter Politiker, dem es nur um Geld und Macht geht“ und der als Zeichen seines Reichtums einen großen roten Geländewagen fährt, einen Mitsubishi Pajero. Außerdem tritt noch ein bärtiger Turbanträger auf, Baba Bandook, der über Zauberkräfte verfügt.

Und damit sind wir mitten im Geschehen: Baba Bandook sieht nämlich wie ein Taliban aus und führt sich in der Serie gleich mit dem Vorhaben ein, die Mädchenschule von Halwapur zu schließen – Frauen bräuchten ja keine Bildung. Das ruft nun die Lehrerin an dieser Schule auf den Plan, Jiya, die sich unversehens in die Burka Avenger verwandelt, die Rächerin in der Burka, die in ihrer schwarzen Ganzkörperverhüllung allerdings eher einer Ninja-Kriegerin gleicht und in fernöstlicher Kampfkunstmanier (mit Büchern und Stiften als tödlichen Wurfgeschossen) dem Taliban furchtlos entgegentritt. Und sich im Weiteren auch den Bürgermeister vorknöpft.

Erstaunlich an dieser Kinderserie – die sich ebenfalls an Erwachsene richtet – ist der klare Zusammenhang, der hier zwischen fundamentalistischen Terror und politischer Korruption hergestellt wird: Vadeo Pajero erhofft sich von der Schulschließung erhebliche Einsparungen, also Geld, das dann in seine Taschen fließen soll. Bei GEO Tez scheint man ein mutiges aufklärerisches Projekt zu verfolgen, umso mehr, als in den letzten Jahren hunderte Mädchenschulen von den Taliban zerstört wurden und korrupte Politiker den pakistanischen Staat in die Arme der Fundamentalisten treiben. Dennoch betont GEO Tez, mit der Serie nur unterhalten zu wollen.

Dennoch bleiben die politischen Anspielungen unübersehbar, und immerhin, so GEO Tez, eine gewisse „soziale Botschaft“ solle schon vermittelt werden. Die betrifft allerdings nicht nur den einschüchternen Terror durch die Taliban (Baba Bandook tritt, um seinen Vorstellungen mehr Nachdruck zu verleihen, mit einer gedungenen Schlägertruppe auf), sondern auch Fragen der gesunden Ernährung und der Umweltzerstörung. Ernste Themen, die allerdings locker vorgetragen werden, vor allem mit viel flotter Musik. Erfunden wurde „Burka Avenger“ von dem britisch-pakistanischen Pop-Musiker Haroon, der dann auch gleich das Lied „Lady in Black“ zur Serie beisteuerte.

Mit seiner Band Awaz gehörte Haroon während der 1990er Jahre zu den erfolgreichsten Sängern in Pakistan. Der Künstler sorgte auch dafür, dass weitere, ebenfalls westlich orientierte Stars aus Pakistan wie Ali Azmet und Ali Zafar ihre Gastauftritte haben. Die Serie zielt somit auf ein jugendliches Massenpublikum. Und weil man mit der ganzen Unternehmung auch noch etwas Geld verdienen will, gibt es auf burkaavenger.com das T-Shirts zu kaufen und ansonsten ein Spiel-App fürs iPhone, Online-Games sowie Haroons Song „Lady in Black. Wohlan: Mit Burka, Büchern, Pop und App gegen die Taliban.

www.burkaavenger.com