TV-Kritik „Günther Jauch“ (ARD): Surftipps für die Steueroase
Was für ein Übergang! Am Ende des Talks mit Günther Jauch warb die ARD für das heute folgende Porträt von Gunter Sachs. Der „Gentleman-Playboy“ ist ja schon seit einigen Tagen postum populär: Als Paradebeispiel für die Steuerflucht.
Der Journalist Peter Hornung, der für den NDR an der Aufarbeitung des „Offshore-Leaks“ arbeitet, erklärte eingangs dem Publikum, wie sein Sender eigentlich zu den „Datenklumpen“ kam, die Günther Jauch als „größtes Datenleck aller Zeiten“ pries. Mit seiner moralisierenden Frage, ob alle legalen Finanztransfers ins Ausland auch legitim seien, stieß der Moderator bei seinen Gästen aber auf wenig Resonanz.
Alles was legal ist, ist auch legitim, beschied ihm cool Wolfgang Kubicki. Der FDP-Abgesandte bemühte ein recht abseitiges Beispiel für das „Recht auf Verschleierung“ von Finanztransfers: Doch die Versorgung unehelicher Kinder dürfte kaum Anlass sein für die Gründung zehntausender Trusts in der Karibik. Seine Nachbarin Dorothea Siems, Wirtschaftsautorin der „Welt“, die wie Kubicki zur Rechten von Jauch saß und mit ihm eine Art wirtschaftsliberalen Flügel bildete, pries Steueroasen gar als „nützlichen Stachel im Fleische“, weil sie den Wettbewerb im Finanzsektor förderten.
Das breite Publikum sah das klar anders. In der Online-Abstimmung votierte eine satte Zweidrittel-Mehrheit selbst gegen legale Finanztransfers ins Ausland. Beifall bekam vor allem ein Schweizer Ex-Banker, der heute gegen seine früheren Arbeitgeber zu Felde zieht, in der Diskussion aber oft in einen allzu hektischen Tonfall verfiel. Hans Eichel forderte Steuergerechtigkeit – ist aber bei seinen privaten Streits für höhere Pensionen aber auch nicht als jemand aufgefallen, der dem Staat bereitwillig einen Cent schenken möchte.
Leider brachte sich daneben der NDR-Mann Hornung viel zu wenig in die Diskussion ein. Erst kurz vor Ende wurde er von Günther Jauch gefragt, warum die Journalisten ihre Daten nicht den Steuerbehörden zu Verfügung stellen, schließlich könnten sie der Allgemeinheit doch Milliarden einbringen. Doch diese tatsächlich diskussionswürdige Frage wurde schnell mit dem Verweis auf den Quellenschutz abgehakt. Dafür gab Hornung noch einen „lustigen“ Surftipp: Er nannte eine Internetadresse, mit der man das Firmenverzeichnis von Panama ganz legal nach bekannten Namen durchstöbern könne. Natürlich war der Server schon kurz nach der Sendung nicht mehr erreichbar.