Ina Müller, das wohl loseste Mundwerk der ARD, ist zurück mit neuen Folgen ihrer bierseligen Schunkel-Talkshow aus der Hamburger Hafenkneipe „Zum Schellfischposten“. Auch in der neuen Staffel sind sie alle dabei: die Wirtin Frau Müller, Inas fünfköpfige Band, ein enthemmtes Publikum und – natürlich – der Shanty-Chor. Den bringt Ina nun per Buzzer zum Singen.
Ohne ihre „Shanties“, ohne deren Witze und Seemannslieder wäre „Inas Nacht“ nicht „Inas Nacht“. Vor allem nicht ohne die Lieder. Die rücken in der neuen Staffel noch mehr in den Mittelpunkt. Nun müssen die Gäste gleich zweimal ran und mit Ina singen.
Die beiden – diesmal Moderator Johannes B. Kerner und Modedesigner Michael Michalsky – kündigt Ina nicht mehr an, sondern singt sie quasi herbei. Und so kommt noch schneller dieses Seemannskneipen-Flair auf, das „Inas Nacht“ zur außergewöhnlichsten Sendung im Öffentlich-Rechtlichen macht.
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Hier wird gesoffen und Klartext geredet. Ina Müller enthüllt die unbekannten Seiten ihrer prominenten Gäste und überspielt selbst die dreistesten Fragen („Hast du deine Frau etwa ins Bett gelabert?“) mit einem charmanten Lächeln. So werden aus Stars schnell ganz normale Menschen.
Hinter Inas Art, die man dreist, flapsig oder bestenfalls indiskret finden kann, steckt nicht nur Humor und Improvisationstalent, sondern auch viel gründliche Vorbereitung. Nicht umsonst wurde die Show, die seit 2007 läuft, bereits mit Echo, Grimme-, Comedy- und Fernsehpreis ausgezeichnet.
Bei Ina fühlt man sich wohl. Johannes B. Kerner trinkt Bier und spielt Gitarre. Wir erfahren, dass er schon im Puff war, früher auch mal Haschisch rauchte und für sechs Mark die Stunde bei Burger King jobbte. Außerdem musste Kerner in seiner Jugend eine Nacht im Gefängnis verbringen, weil er mit einem Freund ein Plakat mit dem Model Anna Nicole Smith klaute.
Ina zerstört so auf charmante Weise das Bild vom Saubermann Kerner, der da mit Sylt-Pullover auf den Schultern über seinem Pils brütet. Kerner zetert: „Ich werde hier vergewaltigt.“ Aber Ina weiß: „Für dein Image ist das super!“ und ist bald ganz begeistert von JBK: „Du bist ja einer von uns, das wusste ich nicht!“
Auch Michael Michalsky löchert sie zum Thema Drogen, mit ihm singt und tanzt Ina zu Disco-Klassikern, redet über Mode und seine Homosexualität Und wir erfahren, dass Michalskys Mutter sich dessen Hund hat aufs Bein tätowieren lassen. Zwischendurch und hinten raus gibt es noch mehr so unbekannte wie hörenswerte Musik von Wallis Bird und Fiva mit ihrem Phantom Orchester. Und so vergeht die einstündige Sendung wie im Flug. Schade eigentlich.