Chris Pratt auf Rachetour: Die neue Amazon-Serie „The Terminal List“
Für „The Terminal List“ hat Amazon keine Kosten und Mühen gescheut. Lohnt sich der Action-Revenge-Thriller?

Der Soldat James Reece (Chris Pratt) gerät mit seiner Einheit in einen Hinterhalt. In einem Tunnel, der bis zu den Knien seiner Navy Seals geflutet ist, bricht unvermittelt eine Schießerei aus, die damit endet, dass einer der Seals eine Sprengfalle auslöst. Zwölf Einsatzkräfte sterben, einzig Reece überlebt.
Allein macht er sich auf den Weg nach Hause, wo ihn ein alter Kamerad und seine kleine Familie warmherzig empfangen. Doch Reece kommt nicht zur Ruhe. Den von Marvel-Star Chris Pratt gespielten Soldaten quälen Schuldgefühle, immer wieder wird er von Erinnerungsfetzen an den tragischen Einsatz heimgesucht. Doch warum unterscheiden diese sich erheblich von den während der Schießerei durchgegebenen Funksprüchen?
Im Laufe der ersten Folge spürt man, dass hier etwas faul ist. Schnell wird klar: Entweder ist die Erinnerung der Hauptfigur durch die heftige Explosion und sein Trauma getrübt, oder die Funksprüche wurden mit einem Deepfake bearbeitet. Aber zu welchem Zweck? Als noch mehr Menschen in Reeces Umfeld zu Tode kommen, beginnt er, selbst nach der Wahrheit zu suchen. Ohne viele Skrupel macht er dabei in bester Action-Manier Gebrauch von seinen tödlichen Fähigkeiten als durchtrainierter Navy Seal, um erbarmungslos jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihm in den Weg stellt. Zunächst nur, um sich gegen unerwartete Angriffe zu wehren, doch bald hat er auch einen Verdächtigen ausgemacht, der für diese verantwortlich sein könnte und geht in die Offensive. Reece will Rache.
Mithilfe seines früheren Kameraden Ben Edwards (Taylor Kitsch) und später der Journalistin Katie Buranek (Constance Wu) versucht Reece, die Strippenzieher mit noch völlig unklaren Motiven zur Verantwortung zu ziehen. Spannend ist zu diesem Zeitpunkt, dass immer unklar ist, inwiefern man der Hauptfigur und ihrer Erinnerung trauen kann. Wiederholt weicht das Gedächtnis des Soldaten auch in der Zeit nach dem Einsatz scheinbar von der Realität ab.
Hochkarätige Besetzung rettet einen redundanten Plot
Die Actionsequenzen in „The Terminal List“ sind packend und dynamisch inszeniert; zudem, auch weil genregemäß unrealistisch, spannend und unvorhersehbar. Pratt spielt seine Rolle überzeugend und weiß seinen Normalo-Charm, für den ihn seine Fans lieben, auch hier zuverlässig vor die Kamera zu bringen. Auch wenn ihn seine minimalistischen Reaktionen auf die ihm widerfahrenden Schicksalsschläge teils etwas unmenschlich erscheinen lassen: Pratt trägt mit seiner Performance diese Serie.
Zwar entwickelt sich die Story in eine interessantere Richtung als erwartet, nachdem sich zu Beginn ein Dutzend uniformierte Männer in bester Kriegsfilm-Manier vor ihrem Einsatz ernst zunicken. Dennoch merkt man schnell: Der Rachefeldzug, der hier mit wilder Balleraction und extremer Brutalität angereichert wird, bedient einige Klischees.
„The Terminal List“ ist zwar phasenweise durchaus unterhaltsam, bleibt aber letztlich eine recht redundante Action-Revenge-Nummer. Möglicherweise wäre ein klassischer Spielfilm für diese Geschichte das passendere Format gewesen.
Wertung: 2 von 5 Punkten
The Terminal List, Serie, 8 Folgen, Amazon Prime Video