Sparprogramm beim RBB: „Einfach das wegkürzen, was noch interessant gewesen ist. Horror“
Der RBB hat eine Sendung von Jörg Thadeusz aus dem Programm gestrichen. Der Moderator bedauert das – und prominente Kollegen springen ihm bei.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sorgt mit seinen am Mittwoch bekannt gewordenen Kürzungsplänen für Kritik. Wie berichtet streicht der Sender nicht nur die Talksendung „Studio Orange“ mit Sophie Passmann und eine Sendung mit Dieter Nuhr, sondern auch die Sendung „Thadeusz und die Beobachter“ mit Jörg Thadeusz.
In der politischen Gesprächsrunde spricht der in Berlin lebende Moderator seit zehn Jahren regelmäßig mit Beobachtern und Kollegen über aktuelle politische Themen, zuletzt am 12. Februar über die Wahlen in Berlin. Der Berliner Zeitung sagte Thadeusz am Mittwoch, nachdem das Aus des Formats bekannt geworden war: „Als wir mit der Sendung begonnen haben, hieß es, damit würde im RBB immer wieder das Fenster zur Welt aufgestoßen. Dass dies aus Kostengründen als nicht mehr nötig erachtet wird, ist sehr schade. Manchmal übermütig, allermeistens aber profund echtes Hauptstadtfernsehen zu machen, war mir durchweg eine echte Herzensangelegenheit.“
Unterstützung bekam der 54-Jährige unter anderem auf Twitter. Sein Kollege Micky Beisenherz, der 2018 mit Thadeusz die ARD-Show „WM-Kwartira“ zur Fußballweltmeisterschaft moderiert hatte, schrieb auf Twitter: „Lese gerade, dass der RBB diverse Sendungen streicht. Unter anderem meine ABSOLUTE Lieblingssendung ‚Thadeusz und die Beobachter‘. Super Idee. Einfach das weg kürzen, was noch interessant gewesen ist. Horror.“ Aber auch der frühere Bild-Chefredakteur Julian Reichelt kritisierte die Einsparungen bei Dieter Nuhr und Jörg Thadeusz scharf.
Lese gerade, dass der @presse_rbb diverse Sendungen streicht.
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) February 22, 2023
Unter anderem meine ABSOLUTE Lieblingssendung „Thadeusz und die Beobachter“.
Super Idee. Einfach das weg kürzen, was noch interessant gewesen ist. Horror.
Die Welt-Journalistin Anna Schneider twitterte: „Der RBB streicht Dieter Nuhr und Jörg Thadeusz, falls noch jemand fragt, woher die Gerüchte über die etwaige politische Schlagseite in weiten Teilen des Öffentlich-Rechtlichen kommen.“
Thadeusz selbst hatte sich in der Talkshow von Markus Lanz mal als „echten Liberalen“ bezeichnet. Mit dem RBB lag er des Öfteren über Kreuz. 2017 moderierte er eine Veranstaltung der CDU zum Bundestagswahlkampf mit Angela Merkel. Der RBB missbilligte den Auftritt, nachdem ihn der Journalist Tilo Jung auf Twitter kritisiert hatte. 2020 führte Thadeusz ein kontroverses Talkshow-Interview mit der Ökonomin Maja Göpel über den Klimawandel, das medial mehrfach aufgegriffen wurde.
2021 gab er bei einer Podiumsdiskussion an, gegen ihn sei daraufhin in seinem eigenen Sender ein Shitstorm inszeniert worden. Den öffentlich-rechtlichen Medien warf er politische Tendenz vor. Um konservative Positionen für seine Sendung „Thadeusz und die Beobachter“ zu finden, müsse er Gäste von außerhalb einladen.
Die Sparmaßnahmen beim RBB umfassen nach Angaben vom Mittwoch insgesamt rund 49 Millionen Euro. Die Notwendigkeit ergab sich laut Interimsintendantin Katrin Vernau aus der Misswirtschaft der vergangenen Jahre. Die Lage sei ernst. „Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken“, erklärte Vernau. „Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne weiteres sichergestellt.“
Nach 22 Uhr soll es keine Eigenproduktionen mehr geben. Das Programm werde sich auf die Zeit zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren, kündigte Vernau bei der Vorstellung der Sparmaßnahmen am Mittwoch an.