Als Krause den Blues fand

Am vierten Advent wird der nicht nur im Osten beliebte TV-Schauspieler Horst Krause achtzig Jahre alt.

 „Schultze Gets the Blues“, 2003, Paramount Classics. Horst Krause spielt statt Polka den Zydeco-Blues, der ihn aus  seinem sächsisch-anhaltinischen Dorf nach Louisiana bringt.
„Schultze Gets the Blues“, 2003, Paramount Classics. Horst Krause spielt statt Polka den Zydeco-Blues, der ihn aus seinem sächsisch-anhaltinischen Dorf nach Louisiana bringt.imago/Everett Collection

Buletten mit Spreewaldmeerrettich, mittelscharf, dazu ’ne Molle sind wohl auch an diesem Tag obligatorisch. Die breiten Hosenträger überm Rolli oder dem karierten Hemd, das sich überm mächtigen Bauch spannt, auch. Der wohl bekannteste Junggeselle des Ostens, seit Jahren wohnhaft in Moabit, feiert am Sonnabend mit der Ludwigsfelder Familie seinen Achtzigsten. Und die wird ihm schon servieren, was er am liebsten mag, aber wohl nur seine tüttelige Filmschwester Elsa alias Carmen Maja Antoni aus den bislang acht RBB-„Krause“-Filmen (der neunte wird gerade gedreht) perfekt hinkriegt. Kaum anzunehmen, dass Horst Krause im Smoking erscheint. Aber vielleicht wird er tanzen. Er sei ein begnadeter Tänzer alter Schule, berichten alte Schauspiel-Kolleginnen.

Achtzig? Das Alter ist völlig wurscht bei diesem Mimen. Der spielt einfach immer weiter seine Rolle als grummeliger Dorfpolizist im Unruhestand im „Polizeiruf 110“. Alle gedreht von Regisseur Bernd Böhlich im Brandenburgischen, inklusive grenzübergreifender Ermittlung mit polnischen Beamten. Im Seitenwagen der alten „Ural“ saßen Schäferhündin Vera, zuletzt immer öfter Schwester Elsa, die es mit der Hüfte hat. Polizeihauptmeister Krause hatte namhafte Schauspielerinnen als Kommissarinnen an seiner Seite: Jutta Hoffmann, Imogen Kogge, Maria Simon, sogar die exaltierte Sophie Rois. In den oft derbdrolligen, aber stets unterhaltsamen „Krause“-Fernsehstücken gab Andreas Schmidt (Sommer vorm Balkon) den liebenswerten Dorftrottel. Sein früher Tod raubte der „Krause“-Serie leider die herzschmerzende Komik-Würze.

Auch in den bislang vier „Krüger“-TV-Folgen, in denen Krause als familiärer Problemlöser sogar in europäische Mittelmeerländer reisen musste, spielte das Unikum sich bildschirmfüllend immer selber – als Mischung aus gutmütigem Brummbär und grobschlächtigem Typen, aber mit sanfter Seele. Großes Kino war selten. Wie in Detlev Bucks „Wir können auch anders“ 2003,  gleich darauf drehte Michael Schorr mit ihm den lakonischen Film „Schultze Gets the Blues“, dafür gab's den Stockholmer Filmpreis für Krause. Der in den Ruhestand geschickte Kali-Kumpel Schultze aus einem trostlosen Dorf bei Halle spielt Polka auf seinem Akkordeon und gewinnt beim Volkmusik-Wettbewerb mit einer nachts im Radio gehörten Zydeco-Melodie aus Louisiana. Der Preis: Festivalteilnahme in Texas. Doch er landet in einer Karikatur seiner sächsisch-anhaltinischen „Heimat-Wurstfeiern“. Er entflieht auf ein Mississippi-Boot mit einer geheimnisvollen farbigen Frau. Und findet den Blues.