Was der Zensor Putin alles unternimmt, um das Wort Krieg zu unterdrücken

Zwei Sender hat er diese Woche sperren lassen: Doschd TV und Moskauer Echo. Und die staatlichen Medien verbreiten seine alternative Wirklichkeit.

In den Redaktionsräumen des Moskauer Echo in der russischen Hauptstadt. Der Radiosender hat am Freitag seine Schließung verkündet.
In den Redaktionsräumen des Moskauer Echo in der russischen Hauptstadt. Der Radiosender hat am Freitag seine Schließung verkündet.imago/SNA

Der Zensor Putin wird offenbar unruhig. Zwei kritische  Medien sind in dieser Woche wegen ihrer Berichterstattung über den russischen Einmarsch in der Ukraine gesperrt worden: der Fernsehsender Doschd (Rain TV) sowie der Radiosender Moskauer Echo. Der Generalstaatsanwalt begründete die Maßnahme damit, dass beide Sender „absichtlich falsche Informationen“ über die „Situation“ in der Ukraine verbreitet hätten. Doschd bestätigt auf Twitter den Schritt der Generalstaatsanwaltschaft. Der Chefredakteur von Moskauer Echo, Alexej Wenediktow, erklärte im Messengerdienst Telegram, der Sendebetrieb sei eingestellt worden. Der Doschd-Chefredakteur ist ins Ausland geflohen, aus Angst um seine Sicherheit.

Dass dies ein paar Tage nach der Invasion in die Ukraine geschehen ist, deutet auch darauf hin, dass Putin und seine Entourage mit einem militärischen Blitz-Erfolg gerechnet haben. Nun aber, da russische Soldaten und ukrainische Zivilisten sterben, ist es ihnen wichtig, die Russen in Putins alternative Wirklichkeit einzuhüllen. Diese verbreiten vor allem die staatlichen Fernsehsender. Hier ist niemals von Krieg, Invasion oder Besetzung die Rede, drei Worten, die der Präsident verboten hat, sondern von einer „Spezialoperation“ oder einer „Situation“ in der Ukraine.

Während in den Medien anderswo auf der Welt der Krieg die Schlagzeilen bestimmt, konzentriert sich die Berichterstattung der russischen Fernsehsender auf den Donbass. Als Rossiya 1 über die Bombardierung von Charkiw berichtete, hieß es, das könnten wegen der Flugbahn der Raketen nicht die Russen gewesen sein. Verantwortlich seien die Ukrainer. Das alles bleibt nicht ohne Wirkung in einem Land, in dem sich 90 Prozent der Menschen über das Fernsehen informieren.

Dass junge Russen Informationen über das Internet beziehen, weiß auch die russische Zensurbehörde Roskomnadzor. Sie hat etwa TikTok aufgefordert, militärischen oder politischen Content zu entfernen. Auch soll die Behörde gedroht haben, Wikipedia in Russland zu sperren, wenn die Online-Enzyklopädie nicht Informationen über den Tod russischer Soldaten und militärische Gewalt gegen Zivilisten löscht. Der Kriegstreiber Putin versucht alles, damit das Wort Krieg nicht an die große russische Öffentlichkeit gelangt.