Wir sind Dschungelkönigin! Berlinerin Djamila Rowe gewinnt Dschungelcamp
„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist abgedreht, eine Berlinerin trägt die Dschungelkrone. Highlights spielten sich ansonsten eher hinter den Kameras ab.

„Mir ist schlecht“, heult Djamila Rowe. „Scheiße, mir ist schlecht!“ Die gebürtige Berlinerin ist soeben zur Dschungelkönigin gewählt worden, als sie diese Worte der freudigen Verzweiflung spricht. Wenig später wird ihr die Dschungelkrone aufgesetzt, ein mit der Heißklebepistole zusammengezimmerter Plastikblumenkranz, unter dem die Siegerin schüchtern in die Kameras lächelt. „Ich dachte immer, ich wäre unsichtbar“, wundert sich Ihre Majestät.
Dass Djamila Rowe „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ 2023 gewinnen würde, stand für viele allerdings schon seit Tagen fest. Eine verpatzte letzte Dschungelprüfung, die sie am gestrigen Abend zügig abbrach, fiel da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Zwar stellten sich der zweitplatzierte Dating-Show-Casanova Gigi Birofio, der in seiner Finalprüfung beherzt auf Ziegenaugen herumknabberte, und der drittplatzierte Dschungelprinz Lucas Cordalis in einer Wanne voll mit Krabbelgetier schon deutlich fachmännischer an. Das aber war am Ende egal – was gezählt hat, war nur die Gunst der Zuschauer, die schon früh auf Rowes Seite lag.
Gut, dass nun sie die 100.000 Euro Preisgeld mit heim nach Charlottenburg nimmt. Sie kann die Moneten durchaus gut gebrauchen, muss sie sich doch unter anderem einen neuen Drucker kaufen. In ihrem nunmehr schrottreifen Vorgängermodell habe sie nämlich einen groben Papierstau verursacht, wie Rowe ihren Mitinsassinnen und Mitinsassen neulich fast unter Tränen gestand; „Ich hab’s halt nicht so mit Computern, und ich traue mich dann nicht, meinen Sohn anzurufen, ich will ihn nicht mit sowas nerven.“ Es sind entwaffnend ehrlich erzählte Banalitäten wie diese, mit denen sich Rowe schnell in die Herzen der Zusehenden spielte. Dabei hat ihre Karriere vor Jahren eher unsympathisch angefangen.

Die gebürtige Lichtenbergerin wurde 2002 durch eine frei erfundene Affäre mit einem Diplomaten berühmt; eine Illustrierte soll ihr die öffentlichkeitswirksame Märchenstunde mit 10.000 Euro honoriert haben, wie es später hieß. Danach folgten für Rowe Engagements bei Trash-Formaten wie „Big Brother“, „Adam sucht Eva“ oder „Promis privat“. Im Dschungelcamp hat Djamila Rowe nun von ihrem schwierigen Leben vor Prominenz erzählt.
Djamila Rowe hat es aus dem KaDeWe ins Dschungelcamp geschafft
Als Rowe ein Kleinkind war, sind ihre Eltern aus Ost-Berlin in den Westen geflohen. Ihre Tochter ließen sie bei den alkoholkranken Großeltern in Lichtenberg zurück, die ihr gesamtes Geld für die Befriedigung ihrer Sucht ausgegeben haben sollen. Schon von klein auf, so erzählte Rowe nun, habe sie das Hungern gekannt, das ja im Dschungelcamp zum Zermürbungs-Repertoire gehört. Nach der Zeit bei ihren Großeltern, so Rowe, habe sie in verschiedenen Pflegefamilien und Kinderheimen, später auch unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Jugendwerkhof gelebt.
1989, gleich nach der Wende, sei sie nach West-Berlin gegangen. Zwischenzeitlich arbeitete sie in der Kosmetik-Abteilung des KaDeWe – dann kam das fragwürdige Angebot der Illustrierten aus der Schweiz. Genau 20 Jahre später trägt sie nun die Dschungelkrone einer Staffel, die grundsolide – aber keine herausragende Staffel war.

Kein Streit privatfernsehhistorischen Ausmaßes à la „Sarah Knappik gegen den Rest des Camps“ im Jahr 2011; keine überdramatischen Heulkrämpfe durch verzweifelte Dschungelprüflinge, wie in der ersten Staffel noch grandios vorgeführt von einem mit Kakerlaken übersäten Daniel Küblböck. Stattdessen: Kaum mehr als unerfreulich friedliche Quengeleien um die Schichteinteilung für den nächtlichen Lagerfeuer-Wachdienst. Und verrohte Reality-Darsteller, die in der Essensprüfung selbst mit Kuh-Urin und Blut zusammenpürierten Schweine-Anus verhältnismäßig teilnahmslos herunterschlürfen.
Verena Kerth muss jetzt nolens volens Marc Terenzi heiraten
Alles in allem ein recht mattes Dschungelcamp, das letztlich auch die Durchprofessionalisierung des gesamten Trash-Genres verbildlicht. Denn natürlich zeigt sich der Krampf- und Kampfgeist geschwächt bei routinierten Kandidatinnen und Kandidaten, die sich eben alle schon mal irgendwie irgendwo herumgestritten haben, ob im dauerüberwachten „Promi Big Brother“-Container oder auf einer übersexten Albtrauminsel wie „Temptation Island“. Und natürlich kann das Dschungelcamp nach 16 Staffeln auch mit seinen Härtetests nicht mehr richtig schockieren; zu viele mit Würgeschlangen gefüllte dunkle Tunnel und auf Zahnstocher aufgespießte Lama-Penisse haben abgestumpft – die Zuschauer genauso wie die Teilnehmer.
Dass man sich die vergangenen zwei Wochen trotzdem gern mit dem RTL’schen Schund-Format auseinandersetzte, hat – und das ist tatsächlich ein Novum – eher mit den Vorgängen hinter den Dschungelkulissen zu tun. Mit dem, was im Hotel Versace passierte nämlich, dem überschnörkelten Luxusresort an der Ostküste Australiens, in dem traditionell die Kandidatinnen und Kandidaten samt ihrer Gefolgschaft wohnen. Eben dort wurde dann nämlich doch noch die gesamte Klaviatur menschlichen Unglücks genussvoll heruntergeklimpert.

Schwierig mit anzusehen war etwa der Heiratsantrag, den Marc Terenzi an seine Verena Kerth richtete: Der Sarah-Connor-Exmann ist seines Zeichens Dschungelkönig a.D., er hatte 2017 die 11. Staffel des Formats gewonnen. Im vergangenen Jahr machte Terenzi Schlagzeilen, weil er im „Club der guten Laune“ auf Sat. 1 erst mit Rennfahrerin Cora Schumacher züngelte, sich dann aber dort spontan für eine Affäre mit Schmuckdesignerin Jenny Elvers und einem einhergehenden Bettenwechsel umentschied. Kürzlich ist Terenzi schließlich an Verena Kerth geraten, die vor allem dafür bekannt ist, zwischen 2003 und 2008 mit Oliver Kahn zusammen gewesen zu sein.
Iris Klein ist der heimliche Star der ganzen Staffel
Kehrt musste das jetzige Dschungelcamp als erste verlassen. Und als sei das nicht unangenehm genug, wartete draußen schon Marc Terenzi mit einem Verlobungsring auf sie: „Ja“, stammelte die Gescholtene von Kameras umringt und sichtlich peinlich berührt. Immerhin: Hier hat eine Ehe ihren äußerst öffentlichen Anfang gefunden. Eine andere wankte im Dunstkreis des Versace-Hotels unterdessen dem sicheren Ende entgegen.
Iris und Peter Klein sind’s, die nach dieser Ausgabe von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wohl eher getrennte Wege gehen: Die beiden sind die Schwiegereltern von Lucas Cordalis, des Drittplatzierten dieser Staffel, der zugleich der Sohn von Costa Cordalis ist, des ersten Dschungelkönigs überhaupt. Peter hatte seinen Schwipp-Schwiegersohn Lucas nach Australien begleitet; Iris war zuhause geblieben, kennt das Dschungelcamp aber selbst auch ganz gut.

Zum einen war sie höchstpersönlich schon mal Kandidatin der Show, zum anderen ist sie nicht nur die Mutter von Lucas‘ Ehefrau, der „Goodbye Deutschland“-Ikone Daniela Katzenberger, sondern auch von Jenny Frankhauser, die wiederum 2018 die elfte Staffel des Dschungelcamps gewann. Kurzum: Klein-Katzenberger-Frankhausers sind so etwas wie die Royal Family des deutschen Trash-Fernsehens. Und konsequenterweise stehen sie den anderen europäischen Königshäusern auch in Sachen Familien-Drama in nichts nach.
Peter Klein soll in den vergangenen zwei Wochen zwischen den Barock-Tapeten und Schnörkel-Stühlen des australischen Resorts mit Yvonne Woelke auf Tuchfühlung gegangen sein, einer ehemaligen „Miss Germany“, die nun in ihrer Funktion als Begleitperson für Siegerin Djamila Rowe im Versace-Hotel eingecheckt war. Die angebliche Australien-Affäre flog auf – seitdem herrscht auf Instagram ein ordentlicher Rosenkrieg. Iris Klein soll bereits ihre Sachen gepackt haben und von der mallorquinischen Pärchenwohnung zurück ins kalte Deutschland gezogen sein.
Recht geschickt haben Dschungel-Moderatorin Sonja Zietlow und ihr neuer Kollege Jan Köppen, der in dieser seiner ersten Staffel noch ein wenig farblos daherkam, immer wieder auf die erheiternden Beziehungs-Turbulenzen zwischen Deutschland, Mallorca und Australien hingewiesen. Und haben so dazu animiert, sich auch mal auf den sozialen Medien der Beteiligten umzusehen, um dort wahlweise auf unterhaltsame Niederträchtigkeiten oder Wandtattoo-verdächtige Selbststärkungs-Mantras zu stoßen. So konnte schließlich auch diese Staffel „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ noch versöhnlich zu Ende gehen. Zumindest für die Zuschauerinnen und Zuschauer.