Uferhallen: Künstler fürchten um ihre Ateliers
Investoren wollen Atelierflächen modernisieren. Viele Künstler könnten die Kosten nicht mehr aufbringen. Die Senatskulturverwaltung versucht, zu vermitteln.
Berlin-Gesundbrunnen-Einst wurden in den Uferhallen die Busse und Straßenbahnen der BVG repariert. Bis 2006, da kaufte das Areal ein Investor mit Visionen, und es kamen die Künstler. Der gründerzeitliche Backsteinkomplex wurde eine kunstfreundliche GmbH, die Zukunft trug bunte Perspektiv-Farben für die Stadt mit ihren zahllosen ateliersuchenden Kreativen.

Auf etwa 9000 Quadratmetern gab es Arbeits- und Ausstellungsflächen. Und für fast 80 Künstler preiswerten Werkstattraum, teils für 4,50 Euro Kaltmiete plus Nebenkosten, was unter Berliner Verhältnissen geradezu nach einem Märchen klingt. Es war, trotz der vom Zahn der Zeit angenagten Bausubstanz, ein idealer Kulturstandort mit mehr Ateliers als überall sonst in der Stadt, zudem mit Räumen für Konzerte, Tanz- und Theaterprojekte. Aber das Geld wurde knapp und knapper.
Vor drei Jahren wurde das Gelände weiterverkauft, an die Augusta Capital, die ist verflochten mit den – wie sie selbst betonen – „kunstliebenden“ Samwer-Brüdern, allseits bekannte Internet-Investoren. Die Anleger versprachen, das Areal zu entwickeln – zusammen mit den Künstlern. Das klang sogar nach einer Art Bestandsgarantie.
Investoren wollen Atelierflächen modernisieren
Das sieht nun anders aus. Obwohl die Investoren eine sympathisch klingende Vision von diesem Kreativort haben, gehts ums schnöde Geld, steht vielen Künstler offenbar die Vertreibung aus dem vermeintlichen Paradies bevor. Die Investoren kündigen an, auf dem zwei Fußballfelder großen Gelände Wohnungen zu bauen, Veranstaltungsflächen und Raum für Start-ups zu schaffen, die Atelierflächen zu modernisieren.
Für die meisten der dort arbeitenden Künstler jedoch bedeuten diese überaus attraktiv klingenden Planungen, dass der Großteil, bei einem Jahreseinkommen von nur 10.000 Euro, nicht mehr dabei sein kann in dem schönen Areal aus Kunst und Leben. Sie könnten die verdoppelten Atelierkosten nicht mehr aufbringen, müssten ausziehen. Wohl ohne die Aussicht, je wieder bezahlbaren Arbeitsraum zu ergattern.
Sie haben Petitionen geschrieben und demonstriert. Mitte-Baustadtrat Ephraim Gothe sagte, es gebe die Möglichkeit, das Grundstück auf gewerbliche Nutzung umzuschreiben, sogar zum „Sondergebiet“ zu erklären. Und noch versucht auch die Senatskulturverwaltung zu vermitteln. Zumindest für einen Kompromiss.