Uni Bonn kündigt Ulrike Guérot: „Fremdes geistiges Eigentum angeeignet“
Die Nachricht ihrer Kündigung verbreitete Ulrike Guérot am Freitag per Twitter, auch die Universität hat inzwischen eine Mitteilung dazu verfasst.

Die Universität Bonn hat ihrer Professorin Ulrike Guérot gekündigt. Das gab die Politologin am Freitag selbst per Twitter bekannt.
Ihr sei „wegen Plagiat in einem nicht-wissenschaftlichen Buch“ von 2016 zum 31. März gekündigt worden. Dagegen werde sie juristisch vorgehen, für Anfragen stehe sie nicht zur Verfügung. „Ich wäre die erste Person, der in D wegen ‚Plagiat‘ gekündigt würde: es wird spannend ;-)“.
Die @unibonn hat mir wegen Plagiat in einem nicht-wissenschaftl. Buch von 2016 zum 31.3. gekündigt. Ich werde dagegen juristisch vorgehen und stehe deswegen nicht für Anfragen zur Verfügung. Ich wäre die erste Person, der in D wegen „Plagiat“ gekündigt würde: es wird spannend ;-)
— Ulrike Guérot (@ulrikeguerot) February 24, 2023
Die Universität veröffentlichte ebenfalls am Freitag eine Pressemitteilung auf ihrer Webseite, mit der sie die Kündigung bestätigt, wenn auch das Wort nicht fällt, sondern von arbeitsrechtlichen Konsequenzen die Rede ist. „Plagiatsvorwurf bestätigt“ lautet die Überschrift.
Und weiter: Eine Kommission habe die Vorwürfe geprüft. Diese hätten sich bestätigt. Ulrike Guérot habe sich während ihrer Dienstzeit an der Universität Bonn fremdes geistiges Eigentum angeeignet, ohne dies als solches kenntlich zu machen. Dies gelte auch für eine frühere Veröffentlichung, die für die Berufung von Relevanz gewesen sei. „Dem von Frau Prof. Dr. Guérot unter anderem vorgetragenen Einwand, dass es sich bei den relevanten Publikationen nicht um wissenschaftliche Veröffentlichungen handele, seien die zuständigen Gremien nicht gefolgt. „Das Rektorat hat daraufhin die gebotenen arbeitsrechtlichen Schritte eingeleitet.“
Die Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guérot erhob ein Dozent der Uni Trier
Die Plagiatsvorwürfe hatte der Politikwissenschaftler Markus Linden von der Universität Trier Anfang Juni in mehreren Zeitungsartikel in der FAZ und der Zeit erhoben. Es geht um die Bücher „Wer schweigt, stimmt zu“ von 2022 – darin geht es um die Corona-Maßnahmen, und „Warum Europa eine Republik werden muss“ aus dem Jahr 2016. Die Plagiatsvorwürfe hatten vergangenen September auch dazu geführt, dass Guérot aus der Jury des NDR-Sachbuchpreises geworfen worden war.
Ulrike Guérot polarisiert, seitdem sie während der Corona-Pandemie die Maßnahmen der Bundesregierung und die damit einhergehenden Grundrechtseinschränkungen scharf kritisierte. Auch ihre Haltung zum Krieg in der Ukraine ist umstritten. Einem Shitstorm sah sie sich ausgesetzt, als sie sich bei „Markus Lanz“ gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und für Verhandlungen aussprach. In dem von ihr und Hauke Ritz veröffentlichten Buch „Endspiel Europa“ nennen die Autoren den Ukrainekrieg einen amerikanischen Stellvertreterkrieg.
Schon vor dem Erscheinen von „Endspiel Europa“ war an der Universität Bonn Unruhe entstanden. Der AStA, der die Studentenschaft vertritt, appellierte im vergangenen August an die Universität, diese möge Guérots Äußerungen und den Schaden, den diese für den Ruf der Universität sowie ihrer Mitarbeitenden und Studierenden haben, nicht ignorieren.
Die Universität Bonn distanzierte sich von Ulrike Guérot
Im Oktober, „Endspiel Europa“ war inzwischen erschienen, hat die Universität dann, ohne Guérots Namen zu nennen, in einer auf ihrer Webseite veröffentlichten Mitteilung darauf verwiesen, dass sie den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bereits kurz nach Beginn des Krieges auf das Schärfste verurteilt habe und solidarisch mit den Menschen in der Ukraine sei. „Die Äußerungen einzelner Wissenschaftler:innen stellen grundsätzlich keine Positionen der Universität Bonn dar.“
Ulrike Guérot hatte seit dem Wintersemester 2021/2022 die Professur für Europapolitik an der Hochschule inne, davor leitete sie fünf Jahre lang die Abteilung für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität in Krems, Österreich. Sie gehört zu den Erstunterzeichnern des „Manifests für den Frieden“, das Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht verfasst haben.