Verkauf der Berliner Morgenpost: Springers Absprung in die digitale Zukunft
Was für ein Deal! Immerhin 920 Millionen Euro zahlt die Funke Mediengruppe für die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt, fünf TV-Programmzeitschriften und zwei Frauenillustrierte aus dem Hause Springer. Da glaubt jemand an die Zukunft gedruckter Blätter – eine gute Nachricht, sollte der Essener Branchenriese um die Tageszeitung WAZ mit den erworbenen Blättern aus Berlin und Hamburg tatsächlich pfleglich umgehen.
Der Verkäufer Springer dagegen will sich ausschließlich um die digitale Zukunft kümmern, sieht man von Welt und Bild als gleichsam testamentarische Erbenpflicht des Konzerngründers Axel Cäsar Springer ab. Der deutsche Online-Journalismus wird mit den Erlösen aus dem Verkauf der Springer-Blätter eine Adrenalinspritze bekommen, die Mitbewerber wie Spiegel online oder zeit.de das Fürchten lehren könnte. Was der Springer Verlag mit fast einer Milliarde Euro an freien Investitionsmitteln auf dem jungen Markt der digitalen Medien auch immer anstellen mag, es wird die Online-Landschaft verändern.
Die konfuse Gründerzeitstimmung, die dort herrscht, wird durch die freigesetzten Springer-Kräfte noch einmal ordentlich unter Dampf, pardon, unter Strom gesetzt. Springers Vorstandsvorsitzender, der ehemalige Feuilletonist Mathias Döpfner, könnte damit zeigen, dass man auch mit Journalismus im Internet viel Geld verdienen kann.