Anja Rützels Kolumne: Formvollendete Störrigkeit
Heidi Klum glaubt sich über Kritik erhaben, Rihanna vertanzt einen Körpervorgang, und Jane Fonda benimmt sich daneben: die Woche auf dem Boulevard mit Anja Rützel.

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Heidi Klum. Beziehungsweise: Erst dachte ich, ich würde gleich wütend werden, als sie die erste Folge der neuen Staffel „Germany’s Next Topmodel“ mit einer ausführlichen Verteidigungsrede gegen ihre Kritiker begann, aber dann musste ich tatsächlich vor allem lachen – der Satz „Hier werden keine Schuhe angesägt“ ist auch wirklich zu ulkig. Damit wollte Klum den Vorwurf einer früheren Kandidatin entkräften, dass den Models angeblich die Füße eingecremt werden, damit sie auf dem Laufsteg aus den hohen Hacken flutschen. Nach Klums Einlassungen weiß ich nun: Wenn jemandem in der Sendung stolperintensive Kleider angezogen werden, sind da einzig die Designer dran schuld, wenn Kandidatinnen unvorteilhaft dargestellt werden, haben sie das selbst zu verantworten, und Sankt Heidi ist über jede Kritik erhaben. Schauen wir mal, wie das in den nächsten Wochen bei „GNTM“ so in der Praxis aussieht.
Haben Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag auch durchgemacht, um Rihannas Halbzeitshow beim Superbowl zu sehen?
Das nicht, es wäre mir auch nur mit umfangreicher Vorratsschlaferei möglich gewesen. Aber ich habe mir ihren Auftritt natürlich gleich beim Montagsfrühkaffee angeschaut und habe direkt die ersten Blitzanalysen auf Twitter nachgearbeitet. Vor allem gefiel mir die Interpretation, Rihanna habe in ihrem knallroten Outfit eine befruchtungsreife Eizelle darstellen wollen, während die Heerschar weißgekleideter Tänzer, die sie umwuselten, das Wettrennen der Spermien symbolisieren sollte. Das klingt gewagt, aber würde natürlich sehr gut zu dem Umstand passen, dass Rihanna bei ihrem Auftritt auch erst mal ihren Babybauch präsentierte und anschließend eine erneute Schwangerschaft bestätigte.
Jane Fonda besuchte auf Einladung des Bauunternehmers Richard „Mörtel“ Lugner den Wiener Opernball, betrug sich dort aber dann unterhaltsam störrisch. Was war da los?
Für mich hat Jane Fonda mit diesem Auftritt einen überflüssigen Grund mehr geliefert, sie zu lieben. Lugner lässt sich zum Opernball ja traditionell gerne eine glamouröse weibliche Begleitung herankarren, unter anderem waren schon Sophia Loren und Pamela Anderson seine Gäste. Fonda demonstrierte nun sehr formvollendet, dass man das Geld zwar annehmen, aber trotzdem seine Würde bewahren kann. Schon vorab hatte sie klar gemacht, dass sie auf keinen Fall einen Walzer mit Lugner tanzen werde, ihre künstliche Schulter, zwei künstliche Hüftgelenke und zwei künstliche Knie gäben das nicht her. In Wien angekommen, musste sie sich dann erst einmal ein Kleid borgen, weil sie nur Hosen im Gepäck hatte: Fonda hatte irrtümlich angenommen, es handele sich um einen Opernabend, nicht um eine Tanzveranstaltung. Bei einer Pressekonferenz solidarisierte sie sich mit den Klimaaktivisten, die rund um den Ball demonstrierten. „Ich höre der Wissenschaft zu, wir stehen vor einer Klimakatastrophe“, sagte sie. Warum sie überhaupt angereist sei? „Ich werde gut bezahlt und brauche das Geld“, erklärte Fonda, und diese Offenheit fand ich sehr inspirierend.
Meghan Fox und Machine Gun Kelly sollen womöglich vor einer Trennung stehen, wissen Sie mehr?
Ich finde das Thema noch etwas unübersichtlich. Mir gefällt aber, dass Fox erst alle gemeinsamen Instagramfotos löschte und ihr Profil dann konsequent entrümpelte. Kurz bevor sie ihren Account komplett stilllegte, folgte sie nur noch drei Personen: Eminem, Harry Styles und Timothée Chalamet. Ich erwäge, ihr diese Follower-Entschlackung nachzumachen, würde Eminem aber durch einen sympathischen, leicht schielenden Windhund namens Rey ersetzen.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Ich gehe stark davon aus, dass sie sich von Rihanna inspirieren lässt und nun auch über eine bedeutungsvolle Tanzchoreo nachdenkt. Es gibt schließlich auch andere Vorgänge im Körper, die man außer der Befruchtung noch vertanzten könnte. Es muss ja nicht gleich die Verdauung sein.
Die Fragen stellte Christian Seidl.
Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.