Anja Rützels Kolumne: Seitensprung-Scharade

Iris Klein mimt die Hintergangene, Madonna fühlt sich altersdiskriminiert, und Prinz Harry macht Witze über furzende Wale: Das war die Woche auf dem Boulevard mit Anja Rützel.

Umstrittenes Grammyface: Madonna
Umstrittenes Grammyface: MadonnaGETTY IMAGES NORTH AMERICA

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?

Iris Klein, die Katzenberger-Mutter, Cordalis-Schwiegermutter und schlimmste Kitschvers-Posterin im ganzen Land. Angeblich war sie ja während der Dschungelcamp-Zeit von ihrem Mann Peter im legendären Quatschhotel Versace betrogen worden, weil der als Cordalis-Begleitperson mit nach Australien gereist war und dort mit einer anderen Begleitperson angebandelt haben soll. Klingt unappetitlich, klar.

Komplett unmöglich ist nun, was alle Beteiligten an dieser Seitensprung-Scharade jetzt daraus machen: Mal postet Iris Klein bei Instagram seufzerige Sinnsprüche an ihren Mann, der augenscheinlich gerade direkt neben ihr sitzt, mal lässt sie sich von ihm nach einem Arzttermin abholen, legt sich aber flach auf seine Rückbank, um unerkannt abtransportiert zu werden, damit sie ihre waidwunde Posterei der vermeintlich Hintergangenen fortsetzen kann. Das alles ist inzwischen so schlecht geschauspielert, dass es nicht mal mehr für „Berlin – Tag & Nacht“ und vergleichbares Laientheater reichen würde.

Nach ihrem Auftritt bei den Grammy Awards wurde viel über Madonnas neues, chirurgisch aufgeplustertes Gesicht gelästert. Wie finden Sie ihren neuen Look?

Ich finde, man sollte sich nicht derart künstlich – haha, künstlich! – darüber aufregen. Diese Re-Interpretation ihres Gesichtes ist doch eigentlich nur die konsequente Fortsetzung einer Sache, für die wir Madonna immer bewundert haben: Dass sie sich immer wieder neu erfinden kann. Madonna hatte schon immer viele Gesichter, und ihr Grammyface ist jetzt eben eines davon.

Auf Instagram bedauerte Madonna in einem Posting, dass viele Menschen nun ihr Gesicht rezensieren, statt sich auf das zu konzentrieren, was sie in ihrer Laudatio für Sam Smith und Kim Petras gesagt hatte – letztere hatte als erste Transperson einen Grammy gewonnen. Einmal mehr sei sie ein Opfer von Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit geworden, sagte Madonna, und beklagte, dass Frauen ab ihrem 45. Lebensjahr von der Gesellschaft oft dafür bestraft würden, wenn sie weiter tough und abenteuerlustig blieben. Ich finde, es ist egal, wie gelungen man ihr Kunstgesicht findet, aber unrecht hat sie mit diesen Worten nicht.

Anja Rützel und Hund Juri
Anja Rützel und Hund Juriprivat

Auch Prinz Harry hat ein paar kosmetische Verschönerungen vorgenommen – allerdings nicht an seinem Gesicht, sondern an seiner persönlichen Entjungferungsgeschichte. Jetzt meldete sich die Frau, die damals wohl tatsächlich mit ihm auf dem jetzt schon legendären Feld zugange war. Sind Sie von ihrer Identität überrascht?

Einerseits ja – nach Harrys Schilderungen klang es ja so, als habe sich eine ältere Pferdeliebhaberin seiner angenommen. Nachdem er damals 16 Jahre alt gewesen sein soll, hatte ich mir eine mindestens 30-jährige, tendenziell mondäne Countrywoman vorgestellt, nicht eine gerade mal zwei Jahre ältere Pferdepflegerin, die heute als Baggerfahrerin arbeitet. Andererseits überrascht mich seine leicht aufgeposhte Version kein bisschen, da seine Erzählungen ja schon gelegentlich etwas freier entlang der Wirklichkeit scharwenzelten.

Natürlich weiß man auch nicht, ob der Deflorationsbericht der Baggerfahrerin der historischen Wahrheit entspricht, aber die von ihr geschilderten Umstände klingen schon ganz plausibel: Demnach sei es ihr Geburtstag gewesen, Harry und sie hätten je fünf Schnäpschen getrunken, und er habe ihr ein Miss-Piggy-Plüschtier und eine Glückwunschkarte mit einem Witz über einen furzenden Wal geschenkt, das klingt schon nach ihm.

Was macht eigentlich Helene Fischer?

Wie so oft weiß man das nicht ganz genau, aber ich gehe stark davon aus, dass sie gerade über eine nicht ganz unwichtige Personalfrage nachdenkt. Die Leiterin ihres Fanclubs hat nämlich nach zwölf Jahren hingeschmissen, und diese verantwortungsvolle Position muss natürlich neu besetzt werden. Ich sag’s mal so: Ich kann zweieinhalb Lieder von ihr halbwegs passabel auf der Melodica spielen und habe mich hier ja schon lange als treue Chronistin ihres Schaffens bewiesen. Helene, klingel ruhig mal durch.

Die Fragen stellte Christian Seidl.


Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.