Mike Tyson beweist: Marihuana macht nicht entspannter
Vor 25 Jahren biss Mike Tyson seinem Kontrahenten Evander Holyfield ein Teil des Ohrs ab. Heute versucht sich die Boxlegende als Cannabis-Farmer. Ob’s hilft?

Der Mann verbindet das Beste aus beiden Welten, seinen beiden Welten: seiner Sport- und seiner Geschäftswelt. Wenn das mal reicht, bei Mike Tyson, 55, kommt eigentlich noch eine Skandal-, Rüpel- und Prügelwelt hinzu. Wie das zusammengeht? Der einstmalige Boxweltmeister betätigt sich schon lange als Unternehmer, zwar mit durchwachsenem Erfolg, aber auch mit einer besonderen Vorliebe für Marihuana. Und weil Tyson sogar eine eigene Cannabis-Plantage betreibt und das Zeug irgendwie unter die Leute kriegen muss, verkauft er seit diesem Jahr blutrote Fruchtgummis in der Form eines angebissenen Ohrs.
So geht Marketing in eigener Sache: Mit der cannabishaltigen Süßigkeit erinnert Tyson daran, womit er heute wohl immer noch zuerst in Verbindung gebracht wird, nämlich an seinen blutigen Kampf gegen Evander Holyfield am 28. Juni 1997. Auch wer diesen Kampf nie sah, wird doch wohl wissen, dass Tyson mal einem Kontrahenten ein Teil des Ohrs abgebissen hat. Das geschah genau hier, 25 Jahre ist das jetzt her. Eben deshalb heißen die Fruchtgummis zu diesem Jubiläum auch „Mike Bites“. Und damit alle verstehen, worum es da geht, versichert Tyson noch etwas scheinheilig: „Nein, das ist nicht Evanders Ohr.“
Mike Tyson hat den Charme eines Schulhofschlägers
Mit dem Charme eines Schulhofschlägers war „Iron Mike“ aus ärmlichen New Yorker Verhältnissen mit gerade mal 20 Lebensjahren zum jüngsten Weltmeister der Box-Geschichte aufgestiegen. Lange Zeit und über zwei Comebacks hinweg galt der von Kindesbeinen an passionierte Taubenzüchter als unbesiegbar. In meist kurzen Kämpfen knockte der Mann mit der markanten Zahnlücke seine Gegner aus … 1991 wurde er wegen Vergewaltigung verurteilt. Mit seiner öffentliche Beichte 2013, unter schweren Alkoholproblemen zu leiden, oder seine Unterstützung für Donald Trump stand Tyson immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit.
Ein Mann der Widersprüche. Seine Unberechenbarkeit stellte Tyson zuletzt wieder unter Beweis, als er im April einen Flugzeugpassagier schlug, der ihn wiederholt belästigt hatte. Nein, der nette Gras rauchende, zumal tiefenentspannte Onkel wird er wohl nicht mehr werden. Derzeit dürfte er sich wohl über einen Bericht der Vereinten Nationen ärgern, in dem vor den Folgen von immer stärkerem und legal kaufbarem Cannabis gewarnt wird: mehr Krankenhausaufenthalte, mehr psychische Erkrankungen und eine höhere Selbstmordrate. Ob’s die Entkriminalisierung der Droge aufwiegt? Darauf erst einmal ein „Mike Bites“-Fruchtgummi.