Diane Kruger: „Ich habe mich wie ein Stück Fleisch gefühlt“
Als schöne Helena in „Troja“ gelang Diane Kruger der internationale Durchbruch. Jetzt erzählt sie, wie sie beim Vorsprechen für die Rolle erniedrigt wurde.

Berlin-Diane Kruger, 45, begann ihre Karriere als Model, wechselte aber bald schon das Fach. Die gebürtige Niedersächsin mit amerikanischem Pass nahm Schauspielunterricht und schaffte nach vielen kleineren Rollen schließlich im Jahr 2004 den internationalen Durchbruch als Helena in „Troja“.
Im Hollywood-Film von Wolfgang Petersen setzte sie sich als Darstellerin der schönsten Frau der Antike gegen 3000 Bewerberinnen durch. Und wenn man Krugers neueste Aussagen zum Prozedere am Set hört, wird schnell klar, dass sich das Kriegsspektakel nicht nur vor der Kamera abspielte. Im Interview mit dem Magazin Variety berichtet die Schauspielerin von ihren Erfahrungen bei einer Audition vor fast 20 Jahren.
„Ich erinnere mich, dass ich im Kostüm zum Studioleiter gehen musste. Ich fühlte mich wie ein Stück Fleisch, als ich von oben bis unten gemustert und gefragt wurde: ‚Warum denkst du, dass du das spielen solltest?‘“

Kruger lehnte es ab, den Namen des Studiobosses von Warner Bros. zu nennen. Brancheninsider sagen, es sei auch damals – im Hollywood vor MeToo – nicht üblich gewesen, dass sich ein Star in seinem Kostüm für ein Interview im Büro einer Führungskraft präsentieren müsse. Sogenannte Screentests, die die Eignung eines Schauspielers für die Darstellung in einer bestimmten Rolle bestimmen sollen, würden eher gefilmt und später von der Studioleitung und den Produzenten überprüft.
„Ich wurde in Situationen gebracht, die unangemessen und unangenehm waren. Als ich anfing, fühlte es sich einfach so an, dass es so sein müsse. Dass Hollywood nun mal so ist“, sagte Kruger. Außerdem komme sie vom Modeln, und da gebe es auch diese Momente, so die 45-Jährige.
Sie sei „von Anfang an auf die Weinsteins dieser Welt gestoßen“, sagte Kruger im Gespräch, das anlässlich ihrer neuen Serie „Swimming With Sharks“ stattfand. Laut dem Branchenportal Deadline handelt es sich dabei um ein zeitgemäßes Update des gleichnamigen Filmes von George Huang aus dem Jahr 1994. Im Zentrum stehen die großen Produktionsstudios von Hollywood und der Konkurrenzkampf, den diese sich liefern. Kruger spielt die Studiochefin Joyce, die sich gegen zahlreiche Betrüger aus den eigenen Reihen behaupten muss.
In der Serie gibt es auch eine Szene, in der Kruger ihrem alternden Boss, gespielt von Donald Sutherland, auf sein Verlangen hin sexuelle Handlungen vor seinen Augen vorführen muss. „Das Drehen dieser Szene war nur eine Erinnerung daran, wie widerlich und akzeptiert schlechtes Benehmen zu einer bestimmten Zeit in unserer Gesellschaft war, nicht nur in Hollywood“, sagte Kruger.