Flodders mit Krone: Die schmutzigen Skandale der britischen Royals

Prinz Harrys gnadenlose Selbstvermarktung und die neuen Berichte um Andrew zeigen mal wieder: Das britische Königshaus ist immer für Skandale gut. Eine Chronik.

Immer diese Royals: Für Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt.
Immer diese Royals: Für Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt.Matt Dunham/AP

Im britischen Königshaus hätte man sich wahrscheinlich gefreut, wäre es in den vergangenen Tagen bei dieser einen royalen Schlagzeile geblieben: „Prinzessin Eugenie erwartet ihr zweites Kind“. Die Familie sei entzückt, heißt es aus dem Buckingham-Palast. Doch die Nachricht taugt angesichts des marktschreierischen Prinz-Harry-Enthüllungsmarathons allenfalls zur Randnotiz.

Auch Eugenies Vater, der gefallene Prinz Andrew, macht dem trauten, monarchisch-strengen Schein derzeit mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Der Herzog von York erwäge einen Rechtsstreit gegen die US-Amerikanerin Virginia Giuffre, weil ein altes Foto, das die beiden gemeinsam zeigt, gefälscht sei, berichtete The Sun Anfang der Woche. Der Missbrauchsskandal um Andrew hatte die Monarchie in der Vergangenheit mehrfach massiv erschüttert und ihrem Ansehen schweren Schaden zugefügt.

Andererseits: Mit Skandalen kennt sich das britische Königshaus bestens aus, wie unsere Eklat-Chronik der wohlhabendsten Flodder-Familie der Welt zeigt.

1. Charles und Camilla telefonieren: Tampongate

Wir schreiben das Jahr 1989, als ein leidenschaftlich entflammter und damals noch anderweitig verheirateter Charles seiner Geliebten Camilla sechs Minuten lang per Telefon ins Ohr säuselte, was er alles mit ihr anstellen wolle. Das Gespräch wurde heimlich mitgeschnitten und ein paar Jahre später an die Medien lanciert. Und so konnten dann alle lesen, dass sich der Thronfolger an Camilla entlangtasten wollte, „überall an dir, auf und ab und rein und raus, besonders rein und raus. Ich lebe einfach in deiner Hose oder so. Es wäre viel einfacher!“ Ob er sich in einen Slip verwandeln wolle, scherzte die Umworbene kichernd, aber Charles hatte noch eine bessere Idee: „Oder, Gott bewahre, in einen Tampax. Bei meinem Glück.“

Angezogene Handbremse? Nicht bei Charles und Camilla.
Angezogene Handbremse? Nicht bei Charles und Camilla.Ramon Espinosa/AP

Die Netflix-Serie „The Crown“ brachte im vergangenen Jahr das schlüpfrige Telefontechtelmechtel noch einmal aufs Tapet. In Staffel fünf wurde der Dirty Talk detailliert nachgestellt – und damit auch all jenen ins Gedächtnis gepflanzt, die davon bisher noch nichts gehört hatten. Der heutige König Charles III. dürfte not amused gewesen sein.

2. Erschütternd und erschlichen: Dianas Skandalinterview

„Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng.“ Mit dieser hübsch ausformulierten Skandalinformation über die Untreue ihres Gatten bohrte Prinzessin Diana im legendären BBC-Interview von 1995 das Messer direkt ins Fleisch der Monarchie, dorthin, wo es wirklich wehtut. Und ganz nebenbei schuf sie einen der berühmtesten Sätze der britischen TV-Geschichte.

Keine sehr rosige Veranstaltung: die Ehe von Charles und Diana
Keine sehr rosige Veranstaltung: die Ehe von Charles und Dianaimago

Erst viel später stellte sich heraus, dass das Gespräch, das der Reporter Martin Bashir geführt hatte und das weltweit 200 Millionen Menschen vor den TV-Geräten versammelte, auf einem Betrug basierte. Der BBC-Reporter hatte vorher gelogen, um Diana vor die Kamera zu bekommen. Er täuschte die Prinzessin und deren Bruder Charles Spencer mit gefälschten Unterlagen. Für den Palast waren Dianas Enthüllungen ein Tabubruch, die Folgen wogen schwer: Berichte über Charles’ Affäre mit seiner heutigen Frau Camilla beschädigten das Image der Royals nachhaltig.

3. Dresscode-Desaster: Harrys Nazi-Fauxpas

Er gilt nun nicht unbedingt als der Feingeist der ohnehin oft rustikal anmutenden Sippe, aber dieser Ausrutscher war selbst für einen britischen Royal bemerkenswert. Auf einer Party des Olympiareiters Richard Maede erschien der Prinz 2005 in einer Nazi-Uniform samt Hakenkreuzbinde – ein gefundenes Fressen für die britische Zeitung The Sun, die die Fotos des Prinzen genüsslich auf ihre Titelseite hob.

Der Aufschrei war selbstverständlich groß und offenbarte, dass der Adelsspross offenbar auch nicht die hellste Kerze am Leuchter ist. „Unglaublich dumm und arrogant“ nannte der frühere Sprecher des Königshauses, Dickie Arbiter, Harrys Fehlgriff, was die Sache auf den Punkt bringt. Harry entschuldigte sich und gab zu, dass das Kostüm eine „schlechte Wahl“ gewesen sei. Was sicherlich noch eine Untertreibung ist.

Die Wahl passender Oberbekleidung war nicht immer sein Stärke: Prinz Harry.
Die Wahl passender Oberbekleidung war nicht immer sein Stärke: Prinz Harry.AP

4. Fettnapf: Prinz Philips Humor

Am Ende beliebt, zuvor eher berüchtigt in mancher Hinsicht, war der Gatte der Queen, Prinz Philip. Besonders sein eher als grob zu bezeichnender Humor schockte nicht nur seine Landsleute, sondern sorgte weltweit mal für Amüsement, oft jedoch für Kopfschütteln. Die Bezeichnung „cringe“ jedenfalls erhält mit Philip eine weitere Dimension.

Den Sänger Tom Jones soll er bei einem Treffen gefragt haben, ob dieser mit Kieselsteinen gurgele, und das war sicherlich noch einer der harmloseren Ausrutscher des royalen Gatten. Andere Witze des Prinzen zielten wesentlich unter die Gürtellinie, waren oft sexistisch, chauvinistisch und/oder rassistisch. Mit anderen Worten: komplett indiskutabel.

Hallo, wir sind’s! Die königliche Familie im Jahr 2001.
Hallo, wir sind’s! Die königliche Familie im Jahr 2001.imago

5. Endlich Hollywood: Harry und Meghan im Gossip-Fieber

Vom strengen Hofprotokoll und all den royalen Zwängen machten sich Prinz Harry und seine Frau Meghan schon vor drei Jahren frei. Seither stellen sie eindrücklich unter Beweis, dass für sie in der neuen, US-amerikanischen Heimat die Gesetze der Selbstvermarktung gelten und dass sie die Inszenierungsqualitäten der Traumfabrik perfekt verinnerlicht haben.

Filmreif: Harry und Meghan im Gespräch mit Moderatorin Oprah Winfrey
Filmreif: Harry und Meghan im Gespräch mit Moderatorin Oprah WinfreyJoe Pugliese/PA Media

Ein tränenreiches Geständnis bei Oprah, eine eigene, auf Hochglanz polierte Netflix-Doku, nun das Enthüllungsbuch des abtrünnigen Prinzen – kein Hollywood-Drehbuch hätte es besser in Szene setzen können. Besonders mit den Rassismusvorwürfen hat das Paar das Königshaus gehörig unter Druck gesetzt. Das ohrenbetäubende Schweigen des Palastes in dieser Sache ist natürlich Teil des Skandals – wie lange man das wohl noch durchhalten möchte?