Anke Engelke und Riccardo Simonetti starten gemeinsamen Podcast
Jede Woche eine Wundertüte: Die beiden Entertainer sprechen über ihre Erfahrungen im Leben und im Showbusiness. Wie kam das ungleiche Paar zusammen?

Wir treffen Anke Engelke und Riccardo Simonetti im Einstein Unter den Linden, wo sie ihr neues, gemeinsames Projekt vorstellen. Und wie sie da so vertraut zusammensitzen und ihre Geschichte erzählen, könnte man auch direkt hier, im bekanntesten Politprominenz-Café der Stadt, eine Podcast-Episode aufzeichnen.
Multitalent Engelke trägt zum Pressetermin, bei dem der neue Podcast „Quality Time mit Riccardo & Anke“ präsentiert wird, einen beigefarbenen Mantel, darunter einen schwarz-beige gemusterten Rock und ein graues Shirt mit der Aufschrift „blabla“. Moderator Simonetti hat etwas mehr Farbe gewählt, er kommt in einem Blazer in Blau und Orange, zu dem er rot-gelbe Gucci-Sneakers kombiniert.
Die beiden schauen sich beim Reden immer wieder an, hören sich gebannt zu, blenden ihr Umfeld dabei teilweise komplett aus – ein bemerkenswert respektvoller Umgang von außergewöhnlicher Tonalität, wie auch Daniel Nikolaou, Content Development Lead und Head of Original Podcasts bei Spotify, heraushebt. Das werde „eine ganze neue Qualität auf dem Podcast-Markt“ sein, kündigt er an.
16 Episoden umfasst der Podcast, den Deutschlands wohl bekannteste Komikerin und der Shootingstar der Unterhaltungsbranche gemeinsam bespielen. Los geht’s am 24. Februar, dann gibt es jede Woche freitags eine neue Folge – hörbar überall dort, wo es Podcasts gibt.

Erstmals getroffen haben sich die beiden Entertainer am Set der ProSieben-Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“, wie Simonetti erzählt. „Wir haben uns dort kennen-, aber auch ein bisschen lieben gelernt“, sagt der 30-jährige Autor, dessen Buch „Mama, ich bin schwul“ 2021 ein Bestseller wurde. Mit Spotify seien sie ab dann immer wieder im Gespräch gewesen. Bei einem ersten organisierten Treffen in Köln sollten sie herausfinden, ob sie sich einen gemeinsamen Podcast vorstellen können. „Anke hat dort einfach einen soften Einstieg ins Gespräch gesucht und gefragt, wie es mir geht“, sagt Simonetti. „Daraufhin bekam sie eine 45-minütige Antwort.“
Die Sonnenbrillen-Sammlung hat das Eis gebrochen
Simonetti erzählt, dass er an diesem Tag „super emotional“ gewesen sei. Seine Sonnenbrillen-Sammlung wurde gestohlen: „Das waren 200 Stück; ich war sehr aufgewühlt.“ Er habe Engelke eine Dreiviertelstunde lang sein Herz ausgeschüttet und „sie hat mich dabei mit so viel Empathie und Liebe überrascht“, so der in Berlin lebende Moderator. Die Grundlage für den Podcast war damit geschaffen. Engelke findet Simonettis Schilderung der Geschichte jedoch untertrieben.
„Das ist die von wahrscheinlich vielen Menschen so geschätzte Bescheidenheit von Riccardo, dass er das herunterspielt und sagt, das seien 200 Sonnenbrillen und deswegen sei er emotional gewesen“, so Engelke. Dabei dokumentierten die Sonnenbrillen, wie Simonetti gelebt, wie er sich entwickelt und sein Leben wahrgenommen habe. „Das ist eine so schöne, interessante und manchmal auch traurige Biografie, die man über die Brillen gut erzählen kann“, sagt die 57-jährige Grimme-Preisträgerin.
„Da waren Sonnenbrillen dabei, auf die er lange gespart und für die er auf Urlaub verzichtet hat“, erzählt Engelke. Aber auch 1,50-Euro-Brillen, die er an einem schlechten Tag brauchte, um seine Tränen zu verstecken.
Welche Themen können wir bei „Quality Time“ erwarten?
An den Podcast-Mikrofonen sprechen die beiden aber auch über andere, ganz persönliche Lebens- und Berufserfahrungen. Den Startschuss bildet jeweils eine Hausaufgabe, die sie sich gegenseitig aufgeben. Jeder muss ein Zitat heraussuchen, das dem anderen dann bei der Aufnahme vorgelesen wird. Was danach passiert, sei „emotional getrieben“ und entwickle sich aus den Erlebnissen der vergangenen Woche.
„So eine Woche kann bei uns schnell ein Ausmaß von gefühlt drei Jahren haben“, betont Simonetti. So könne allein die Frage „Wo bist du gerade?“ ein Türöffner sein. Wenn sie beispielsweise im Ausland drehe, habe das stets eine große Wirkung auf sie, so Engelke. „Und Riccardo ist mal hier und mal da, wie ein Kolibri.“
Auch Simonetti findet es spannend, seine Podcast-Partnerin Woche für Woche besser kennenzulernen. „Ich genieße jede Sekunde, die ich mit Anke verbringen darf, weil man dabei so viel über das Leben lernt“, sagt er.
Dabei könnten die zwei Protagonisten zumindest auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein – nicht nur, was ihr Alter angeht. Dennoch gebe es viele Schnittstellen. „Da stellen wir plötzlich fest, dass wir den gleichen Liedtext auswendig kennen“, so Engelke. Was Kultur und Interessen angehe, gebe es viele Parallelen. Und dennoch bleibe es eine Entdeckungsreise. „Ich freue mich auf das Entstehen und die Weiterentwicklung dieser Beziehung“, sagt die in Köln lebende Entertainerin, deren Rundfunk- und Fernsehkarriere schon im Kindesalter begann.

Ein Blick hinter die Kulissen der deutschen Talkshows
In ihrem Podcast wollen die beiden Entertainer auch hinter die Kulissen ihrer Branche blicken, Menschen ins Showgeschäft mitnehmen und aus dem Nähkästchen plaudern. „Würden wir erzählen, was backstage bei Talkshows abgeht, dann wären das schon mal fünf Episoden“, sagt Engelke. Was einem als Gast widerfahre, sei allerhand.
Ansonsten gebe es manchmal etwas zu lachen, dann wieder etwas zum Nachdenken. Vor allem aber wolle man aus jeder Begegnung mit einem besseren Gefühl als zuvor herausgehen, so Simonetti. „Das wollen wir auch für die Menschen, die uns zuhören.“
Dennoch gebe es beim Podcast gewisse Grenzen. Über bestimmte persönliche Bereiche werde am Mikrofon nicht gesprochen. Das betont auch Spotify. Für den Streaming-Dienst ist das prominent besetzte Geplauder eine Art „Leuchtturmprojekt“, wie Daniel Nikolaou sagt. „Wenn man sich die oberen Ränge der Podcast-Landschaft in Deutschland anschaut, stellt man schnell fest, dass dort viele heterosexuelle, vorwiegend weiße Männer an den Mikros sitzen“, sagt er. Das sei ihm schon lange ein Dorn im Auge.
Ob das Projekt beim Publikum ankommt, wird sich zeigen. Strahlkraft haben die Namen der Protagonisten auf jeden Fall. Und auch ein Happy End kann man schon in Aussicht stellen: für die verschwundene Sonnenbrillensammlung nämlich. Die fand sich, nach einem Hilfe-Aufruf in den sozialen Medien, wieder.