VIVA Abschied: Der beliebte Musiksender der 90er wird abgeschaltet

Ja, es gab ihn wirklich noch, den Musiksender VIVA. Von der breiteren Öffentlichkeit wohl unbemerkt, verdämmerte der Fernsehsender in den vergangenen Jahren als halbtäglicher Musik-Konserven-Lieferant auf unliebsamen Sendeplätzen des Mutterkonzerns Viacom dem Vergessen entgegen.

Länger schon hing der Patient am Tropf, am 31. Dezember ist nun Schluss: VIVA wird abgeschaltet. Seine große Bedeutung hat der Sender ohnehin schon mit der Jahrtausendwende eingebüßt.

In den 90ern allerdings war VIVA der deutsche Sender der Stunde für alle Menschen unter 30. Gestartet als Gegenentwurf zum dominanten und rein englischsprachigen Musik-Gigant MTV, wollte VIVA ab ’93 deutschen Kids auch deutschen Pop näherbringen. Den gab es tatsächlich und so haben Bands wie die Fantastischen Vier oder Tic Tac Toe einen nicht unmaßgeblichen Teil ihrer Karriere dem Sender und seinen Sendungen mit Namen wie „Vivavision“, „Was geht ab?“, „Housefrau“ und „Viva Wecker“ zu verdanken. VIVA war frisch, frech und bunt.

Durchlauferhitzer für größere Karriere

Alles schien rosig in den 90ern, wenn man jung war in dieser Zeit der Kohl’schen Komfortzonen. Den Soundtrack zum Hedonismus lieferte der Sender mit Sitz in Köln, damals das Zentrum der deutschen Medienwelt. Man stand mit VIVA auf und ließ sich schon in den frühen Morgenstunden vermöbeln vom Eurodance- und Trance-Getröte von Acts wie Snap!, 2 Unlimited, Dune, Marusha und DJ Hooligan – 120 Bpm zur Nutellastulle. Nicht zuletzt VIVA schulte so eine ganze Generation auf den Technobums im Viervierteltakt, der heute jeden Song von Helene Fischer oder Andrea Berg unterlegt.

In seinen besten Momenten war der Sender knalligbunte Anarchie und seine Moderatoren genauso frisch und feierfreudig wie viele ihrer Zuschauer. Die betrachten noch heute mit Stolz die Tatsache, dass der Sender der Durchlauferhitzer für größere Karrieren war: Heike Makatsch rief bei VIVA bauchnabelfrei das Girlietum aus.

Stefan Raab, Charlotte Roche, Klaas Heufer-Umlauf und Oliver Pocher begannen beim Kölner Sender ihre Laufbahn mit Shows von Jugendlichen für Jugendliche – deutsches Fernsehen war nie wieder so cool. Seit Längerem jedoch sendet VIVA zumeist nur noch Konserven und wurde so seinem Kürzel am Ende wieder gerecht: Videoverwertungsanstalt. Um 13 Uhr ist Schluss.