Mit 85 Jahren: Judi Dench ist die älteste Frau auf dem Vogue-Cover
Die britische Modezeitschrift sorgt mit ihrer Juni-Ausgabe für Furore - und einen Rekord: Dench ist die älteste Frau, die jemals auf dem Titelblatt abgebildet wurde. Sie selbst sieht sich eher als „nicht mehr ganz straffer Teenager.“
Berlin-Die Schauspielerin Judi Dench ist erstmals auf der Titelseite der britischen Illustrierten Vogue zu sehen. Dass sie als Covergirl alles andere als alltäglich ist, zeigt sich schon beim Blättern durch die letzten Ausgaben. Mal sehen: Mai 2020, eine Titelstory über Rihanna, Sängerin, 32. April 2020, auf dem Cover ist Jodie Comer, Schauspielerin, 27. Die Märzausgabe schmückt Irina Shayk, Model, 34.

Man könnte die Liste fortführen und würde ein nicht sehr überraschendes Muster feststellen: Die Titelseite des Modemagazins ist fest in der Hand von schönen, erfolgreichen und vor allem jungen Frauen.

Judi Dench ist ebenfalls schön und erfolgreich, das steht außer Frage. Aber jung, ohne ihr zu nahe treten zu wollen, ist die britische Schauspielerin wahrlich nicht mehr. Die Aufmerksamkeit ist daher groß: Dench hat es mit 85 Jahren erstmals auf das Cover der Vogue (Juni 2020) geschafft – und stellt damit gleich einen Rekord auf. Sie ist die älteste Person, die jemals auf der Titelseite des britischen Modemagazins abgebildet wurde.
Nun kann man natürlich fragen, warum erst jetzt? Dench blickt auf eine eindrucksvolle Karriere zurück. Die meisten Kinogänger dürften sie aus den James-Bond-Filmen kennen, in denen sie von 1995 bis 2012 die Rolle der „M“ übernahm. Als Geheimdienstchefin machte sie Bond gleich bei ihrem ersten Auftritt klar, dass sie ihn für „ein Relikt des Kalten Krieges“ und einen „sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier“ hält. Ihr Filmtod in „Skyfall“ war betrüblich für die Fans, sie selbst aber weinte der Rolle nicht nach: „Ich habe 17 Jahre lang M gespielt, ich glaube, nach so langer Zeit hätte mich der MI6 auch gefeuert.“
So kennt man Judi Dench – lustig, schlagfertig, pragmatisch, fleißig. Sie dreht einen Film nach dem anderen, dabei könnte sie sich längst auf ihren Lorbeeren ausruhen: Als Theaterschauspielerin wurde sie vielfach ausgezeichnet, sechsmal war sie für den Oscar nominiert, 1999 gewann sie die Trophäe für ihren Kurzauftritt als Elisabeth I. in „Shakespeare in Love“. Gefeiert wurde sie auch für ihre Rolle in Stephen Frears’ Drama „Philomena“. Dench spielt darin eine irische Mutter, deren uneheliches Kind in den 50er-Jahren von der katholischen Kirche verkauft wurde. Sie verleiht dieser schmerzgeplagten Figur gleichzeitig Nachdruck und Sanftmut. Nicht umsonst gilt Dench als die Königin unter Englands Schauspielerinnen.
Und dann dieses sanft gefältete Gesicht, die strahlend blauen Augen, der markante Kurzhaarschnitt in Silbergrau. Dench ist eine Erscheinung und des Vogue-Covers mehr als würdig. Dass das Alter dabei überhaupt eine Rolle spielt, dürfte sie ärgern. Sie ist kein Freund des Älterwerdens und wird auch nicht gern darauf angesprochen. Wenn man sie überhaupt in eine Schublade stecken wolle, sagte sie einmal, dann doch bitteschön in die des „nicht mehr ganz straffen Teenagers“.