Berlin - Man erinnere sich an Hieronymus Boschs Triptychon „Der Garten der Lüste“, ein kunsthistorischer Aha-Moment aus dem 15. Jahrhundert. Das Gemälde zeigt eine paradiesische Gartenlandschaft – als harmonische Mitte zwischen zwei antithetischen Darstellungen von Himmel und Hölle. Eine schillernde Utopie, die einem gerade jetzt in der Lockdown-Zeit förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt: ein Bild, in dem androgyne Gestalten nackt, dicht aneinandergedrängt und ausgelassen in bläulichen Gewässern planschen, in muschelartigen Gefäßen treiben und auf schwülstigen Tierwesen reiten. Wo Körperteile zu Früchten anschwellen und Vogelkreaturen Menschen gen Himmel befördern. Wo hin und wieder versprengt gar eine Blume aus einem Hinterteil hervorragt. Eine quirlige Superspreader-Vision, eine Post-Covid-Party.

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