Was ist Uwe Steimle: rechtes Schwein, linke Sau oder schon veganes Schnitzel?
Wir leben in einem besetzen Land. Im „Grünen Reich“ der „Anakonda Baerbock“. So sieht das der Kabarettist Uwe Steimle.

Chemnitz, Kulturzentrum Kraftwerk, hier steht das Volk. Und noch hat das Volk gute Laune. Selbst am Ende der Schlange. Eine sagt: „Er spricht uns aus dem Herzen.“ Einer meint: „Er hat den Arsch in der Hose.“ In einer Stunde kommt der von Herz bis Arsch verehrte Uwe Steimle auf die Bühne, „live und unzensiert“. Das DDR-Gründungsjahr haben viele hier selbst erlebt.
Steimle, geboren 1963 in Dresden, ist Satiriker, ein glaubwürdiger Honecker-Imitator und „Überlebender der Wende“, die er lieber „Kehre“ nennt. Außerdem Erfinder des heimeligen Lagerfeuerbauchgefühls Ostalgie. Daraus macht er politisches Kabarett. Und das ist seiner Meinung nach kaum zu unterscheiden von Kabinett. So wie Steimle selbst kaum von einer Kunstfigur zu unterscheiden ist.
In einer Welt, in der es immer anstrengender wird, die Ränder der Gesellschaft unter ein halbwegs demokratisches Dach zu quetschen, ist Steimle, der Linksblinker und Rechtsabbieger, ein Härtetest für die politische Straßenverkehrsordnung. Er selbst sagt: „Ich bin entweder rechtes Schwein oder linke Sau. Vermutlich ende ich als veganes Schnitzel.“ Im Zweifel Schweinefleisch.
Seit seinem Rausschmiss beim MDR läuft Steimles „Aktuelle Kamera“ bei YouTube, garantiert unzensiert. Denn Zensur ist ja keine so unübliche Praxis im besetzten Deutschland. Diesem „Grünen Reich“ der „Anakonda Baerbock“. Wo „Marionetta Slomka“ staatsnahe Meinung macht für „Voldemort Schmollenskyj“. So sieht Steimle das und genau so sagt er es auch. Mit lieben Grüßen aus der Wortspielhölle.
Was der – mit Grüßen zurück – kleine weiße Friedenstäuberich so sieht und sagt, das kann das Volk nicht ignorieren. „Danke Uwe“, steht auf mehreren Nikkis in Chemnitz. Steimle selbst trug schon diese Botschaften: „Ami go home“ und „Kraft durch Freunde“. In Frakturschrift.
Bevor die gute Laune schwindet, kommt ein Radfahrer vorbei und ruft dem Schlange stehenden Volk zu: „Was gibt es heute, Bananen?“ Einer ruft zurück: „Begrüßungsgeld!“ Alle lachen. Das muss diese Ostalgie sein. Die Stimmung klettert jedenfalls auf Volksfestniveau. Und noch immer kein Anzeichen dafür, dass gleich eine unsichtbare Mauer hochgezogen wird und das Fest fast zu einem Aufstand führt.
Dass Steimle in Chemnitz auftreten kann, hat er Ute Kiehn-Dziuballa zu verdanken. Sie leitet das Kulturzentrum. Ihr Mann Uwe Dziuballa führt das jüdische Restaurant Schalom. Die drei sind befreundet und als Freundin sagt Kiehn-Dziuballa: „Uwe Steimle ist auf keinen Fall ein Antisemit.“ Andere sagen das Gegenteil. Ein zweiter Auftritt in Chemnitz wurde abgesagt. Im Zweifel ist Steimle kein Schwein, keine Sau, sondern „ein völkisch-antisemitischer Jammerossi“. So darf man ihn unter bestimmten Umständen nennen. Hat ein Gericht entschieden.
Und jetzt ist wirklich Schluss mit der guten Laune. Das Volk steht noch vor der Tür, als ein Mann nach draußen tritt, mit der Hand eine Linie zieht, sagt: „Ab hier gibt es keine Tickets mehr.“ Man solle besser nach Hause gehen. Empörung. Gegrummel. Einer ruft: „Wir wollen rein!“ Ein anderer klagt: „Für das gemeine Volk gab es keinen Vorverkauf!“ Die Schlange schiebt sich nach vorne. Entschlossenheit. Gedränge. Die arme Kassiererin: „Ich kann es auch nicht ändern.“ Ein lustiger Ticketbesitzer: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – wisst ihr doch.“ Keiner lacht. Keine Ostalgie mehr. Das Volk fühlt sich betrogen. Die da oben haben Tickets. Die hier unten nicht. Und nicht mal Uns-Ost Uwe kann noch helfen.
In der Kolumne „Ostbesuch“ berichtet Paul Linke alle zwei Wochen aus seinem Zwischenleben in Chemnitz und Umgebung. Sachsen sucks? Von wegen!