Weltkulturerbe: Warum die Unesco "Bares für Rares" unbedingt schützen sollte

Sächsische Bergparaden gehören nun dazu, das Tölzer Leonhardifest, die ostfriesische Teekultur, das Skatspiel, Poetry Slam und der historische Schwerttanz Traunstein, die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession, der Blaudruck und das Hebammenwesen. Auch die Herstellung von traditionellem Kalkmörtel und die Flussfischerei an der Sieg-Mündung in den Rhein. Sehr gut, es ist nichts dagegen einzuwenden. Alle haben es verdient. 34 neue deutsche Einträge auf der Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter, nun sind es insgesamt 68.

Was sind  immaterielle Kulturgüter? Die Deutsche Unesco-Kommission sagt: Sie sind „Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet. Zu den Ausdrucksformen gehören etwa Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen wie auch Bräuche, Feste und Handwerkskünste.“

Ein Vorschlag zur kulturellen Güte

Bis 30. Oktober läuft die Bewerbungsfrist für neue Anträge. Damit wir die Sache nicht im Lauf des Sommers verbummeln, schlagen wir hier und heute einen würdigen Kandidaten für die Nummer 69 vor: „Bares für Rares“!

„Bares für Rares“ ist zwar noch eine junge Fernsehsendung des ZDF. Aber sie ist beliebt und wird sogar, das dürfte das ZDF am meisten verblüffen, von jüngeren Menschen gesehen. Jeder, der eine Folge angeschaut hat, weiß: Auch „Bares für Rares“ ist zutiefst von menschlichem Wissen getragen und vermittelt Identität und Kontinuität.

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Fast wie hessischer Kratzeputz

Der Zuschauer identifiziert sich nämlich auf der Stelle mit dem armen Menschen, der an seine alte Vase und die damit verknüpften mündlichen Überlieferungen der Oma glaubt, „ganz sicher aus Zarenbesitz“, der von mindestens zweitausend Euro träumt und schließlich vom Experten Albert Maier die Höchststrafe bekommt: „Touristenware, keine 20 Jahre alt.“ Was zur Folge hat: Horst Lichter, der rheinischste aller Rheinländer, vergibt keine Händlerkarte, worauf der arme Mensch dann sagt, dass er nicht enttäuscht ist, obwohl er nach Hundeelend aussieht.

Das ist Ausdruck von Kreativität, kein Zweifel, fast wie hessischer Kratzputz „Bares für Rares“ wird wie das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald ein Generationen überdauernde Projekt werden, soviel ist sicher. Da sollte sich die Unesco keinen Selbsttäuschungen hingeben und bitte unseren Vorschlag für 2018 ernsthaft prüfen. Wäre doch schön. Oder, um den Lichter zu zitieren: „Ä Träumschen!“