Wenn der Dodo wiederkommt, könnte doch auch die Großtrappe bleiben
Wissenschaftler eines US-amerikanischen Biotech-Unternehmens wollen den ausgestorbenen Dodo neu beleben. Ein Grund mehr, übers Artensterben nachzudenken.

Jeder kennt den Panda. Weil er in seinem natürlichen Lebensraum bedroht war, wird er mittlerweile in China in Tierkindergärten verhätschelt. In Zoos auf der halben Welt bemüht man sich liebevollst um Nachwuchs des Großsäugers. So weit wird es mit dem Dodo nicht kommen. Der Vogel, auch Dronte genannt, einen Meter groß und bis zu 20 Kilogramm schwer, flugunfähig wie Strauß und Kiwi, gehörte zwar auch zu den auffälligen Exemplaren seiner Klasse. Doch er ist bereits Ende des 17. Jahrhunderts komplett ausgestorben, nicht mehr zu retten. Wenn jetzt das Wissenschafts-Unternehmen Colossal Biosciences versucht, den Dodo aufgrund seines Genmaterials ins Leben zurückzuholen, wird damit nicht die Geschichte umgedreht.
Er legte nur ein Ei pro Jahr
Bedeutsam ist diese Nachricht doch. Etwa 160 Vogelarten sind in den vergangenen 500 Jahren ausgestorben, und es werden – vor allem wegen der exzessiven Landwirtschaft – weitere folgen. Der Dodo war nicht so ein feines, flüchtiges Wesen wie der um 1910 ausgestorbene Schlankschnabelgrackel oder die Rotaugendrossel. Er machte auf die in Mauritius anlandenden Seefahrer mächtig Eindruck, ließ sich angstlos fangen und kam mit dem Eierlegen nicht nach: Es war nur eines pro Jahr. Als er dann ausgerottet war, wurde er zum Symbol für das Artensterben.
„Dead as a dodo“ ist man auf Englisch mehr als mausetot, so richtig weg. In den deutschen Übersetzungen von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ wurde er mal zum Brachvogel oder Pelikan, offenbar, weil man dem Publikum zwar sprechende Kaninchen zumuten wollte, aber nicht ein Tier, das es nicht mehr gibt. Anders als der Panda hat der Dodo seinen Platz heute nicht in Zookäfigen, sondern hinter Glas in einigen wenigen Museen. Das gute Stück im Museum für Naturkunde in Berlin hat auch schon mehr als 70 Jahre auf dem Federkleid, angefertigt in der unmittelbaren Nachkriegszeit vom Präparator Karl Kästner aus Skelettteilen, einem Gipskörper und mit Federn von Huhn, Ente, Schwan und Strauß.
Die US-amerikanischen Wissenschaftler von Colossal Biosciences haben bereits mit ihren Plänen, das Wollmammut und den Tasmanischen Tiger wiederzubeleben, Aufmerksamkeit erregt. Nun also der Dodo. Es ist die Sehnsucht der Menschen, Unwiederbringliches doch noch zurückzuholen, die damit angesprochen wird. Wenn wir schlau sind, sehen wir es als Aufforderung, es nicht so weit kommen zu lassen. In Deutschland ist die fast dodogroße Großtrappe bedroht, die Haubenlerche so gut wie verschwunden und auch das Auerhuhn fast weg.