Wohin am Wochenende in Berlin? Las Vegas im Friedrichstadt-Palast.

Ja, es gibt Las-Vegas-Feeling in Berlin. Nicht am Kudamm mit seinen vielen Lichtspiel- und Theaterhäusern, auch nicht am Potsdamer Platz, wo internationale Musical-Shows Besucher anlocken, die größte und aufwendigste Unterhaltungsshow Berlins bringt der Friedrichstadt-Palast auf die Bühne.

Die opulenten Revueaufführungen mit 160 Mitwirkenden, davon oft mehr als 100 Mitarbeiter aus dem künstlerischen Bereich wie Sänger, Tänzer oder Musiker, locken über 700 000 Besucher jährlich an. Knapp 1 900 Besucher fasst der 1984 eröffnete letzte große Prachtbau der DDR.

Der große Saal des Hauses muss den internationalen Vergleich nicht scheuen, Haupt-, Seiten-, Hinter- und Vorbühne gehören dazu, genauso wie ein bewegliches Wasserbassin und Podeste. Alles ausgestattet mit modernster Bühnentechnik.

Revuen im Friedrichstadt-Palast als Publikumsmagnete

Shows wie die aktuelle Revue „Vivid“ können sich mit den großen und erfolgreichen Las-Vegas-Magier- und Gastspielshows wie Cirque du Soleil messen. Licht, Sound, Kostüme, eine eigene Ballettcompagnie und eine Show-Band machen aus den Revuen wahre Berliner Publikumsmagnete.

Mit seinen Aufführungen steht der Friedrichstadt-Palast ganz in der Tradition der turbulenten Zwanzigerjahre und versucht die Geschichte mit glamourösen und zugleich modernen Revuen fortzführen.

Ein Blick in die Vergangenheit des Palastes an der Friedrichstraße 107 zeigt, in welcher großen Tradition das Haus steht. Seit hundert Jahren ist der Palast Berlins erste Adresse für große Unterhaltung. 1910 bespielte Max Reinhardt erstmals die Arena des damaligen Circus Schumann, damals noch im ursprünglich als Markthalle errichteten Bau am Schiffbauerdamm unter der Adresse Am Zirkus 1.

Schumann war mit seinem Zirkus, der vor allem wegen der Pferdedressur beliebt war, im Ersten Weltkrieg pleitegegangen, weil die Pferde vom Kaiser für den Krieg eingezogen wurden. Als Reinhardt 1919 dort das Große Schauspielhaus gründete, den Vorgänger des Palastes, schuf der Architekt Hans Poelzig in seinem Auftrag einen grandiosen Theaterbau.

Als es mit der kreativen Leichtigkeit der Zwanzigerjahre vorbei war

Ab 1924 hat der künstlerische Direktor Erik Charell den Friedrichstadt-Palast und damit auch das Berliner Nachtleben geprägt. Im Jahr 1934 wurde der Friedrichstadt-Palast direkt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels unterstellt. Mit der kreativen Leichtigkeit der Zwanzigerjahre war es vorbei.

Trotz Zerstörungen konnte der Betrieb des Palastes als Varieté- und Revuetheater direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen werden. Seit 1972 traten im Rahmen der erfolgreichen Fernseh-Show „Ein Kessel Buntes“ Stars aus dem Osten und dem Westen auf – Karel Gott, Julio Iglesias, ABBA. Im Keller befand sich der legendäre Jazzclub Kleine Melodie. 1980 wurde der alte Palast geschlossen und später abgerissen. Der Boden war schwierig, Fundamentpfeiler verfault, das Gebäude in Schieflage.

Schon 1984 wurde der neue Friedrichstadt-Palast im Art-déco-Stil wiedereröffnet. Eine Rekordzeit für ein Gebäude dieser Größe. Die Berliner liebten die großen Revuen. Das wusste die DDR-Regierung. Es musste schnell ein Nachfolger für den Friedrichstadt-Palast her.

Nach der Wende musste der Palast um sein Publikum kämpfen. Aber die modernen Revue-Inszenierungen locken seit Jahren wieder Hunderttausende Vergnügungssüchtige in die Friedrichstraße.