„Ist dir das eigentlich schwergefallen, dass ich allen Männern meine Brüste andauernd zeige?“, fragt sie. „Du weißt, dass ich das nicht immer toll fand“, erwidert er – „nicht immer“, wohlgemerkt. Und damit willkommen bei „Eating with my Ex“, der neuen Show des Streamingdienstes discovery+, in der sich Verflossene für ein letztes Abendmahl zusammenfinden.
Micaela Schäfer und Felix Steiner sind’s, die hier in ihren blassen Erinnerungen wühlen – sie bekanntlich eine professionelle Nacktschnecke, er ein Journalist mit Wiener Schmäh. Schäfer begann ihre Karriere 2006 als Skandalnudel der allerersten „Germany’s Next Topmodel“-Staffel und beendete sie sechs Jahre später als barbusige Bewohnerin des „Dschungelcamps“ noch lange nicht; sie ist Oben-Ohne-DJ und Erotikmodel. Steiner kennt man bloß, weil er mit Schäfer einst im „Sommerhaus der Stars“ verweilte, damals, als die beiden noch ein Promi-Pärchen waren.
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Nun sitzen sie sich bei „Eating with my Ex“ noch einmal gegenüber, das Konzept der Show ist schnell erklärt: Ehemals Liebende speisen zusammen, auf den Tellern des mehrgängigen Diners sind pikante Fragen abgedruckt, die es zu diskutieren gilt: „Warum gehst Du so schnell an die Decke?“, steht auf dem runden Porzellan. „Was hat dich an meinem Lebensstil gestört?“ „Wann wirst du endlich erwachsen?“ Genug Sprengstoff, um die etwa 25 Minuten der ersten Folge zum explosiven Schmankerl zu machen? Es geht.

Denn verhältnismäßig friedlich bleibt’s zwischen Schäfer und Steiner. Sie schwelgen gemeinsam in der Vergangenheit. „Ich hab’ echt alle Register gezogen“, erinnert sich Felix Steiner, „wir sind dann auch wirklich beim ersten Date in der Kiste gelandet“ – ganz große Romantik liegt in der Luft. Dass es mit den beiden dann doch nicht geklappt hat, liegt trotz sämtlicher gezogener Register wiederum auch an Steiner – er war damals einfach nicht im Reinen mit sich selbst, meint er, und am Ende der ersten Folge steht ihm das Wasser in den Augen.
Dem Exfreund noch einmal sagen, wie bescheuert er eigentlich ist
Ein wenig mehr Konfliktpotenzial bietet da schon das gemeinsame Abendessen von Robert und Karo, einem zweiten, völlig unbekannten Pärchen, weswegen ihre Nachnamen konsequenterweise auch nicht weiter erwähnt werden. Der Unternehmer und die Augenoptikerin waren jedenfalls zwei Jahre lang ein Paar – es war eine turbulente Zeit. „Ich bin gedanklich noch sehr bei meinem Ex und hätte ihm gern noch was gesagt. Und zwar, wie bescheuert er ist“, stammelt Karo – we feel you, girl!

So bescheuert findet Karo ihren Robert allerdings wohl nicht, sie sei immer noch verliebt, gesteht sie, während er mit Messer und Gabel an seinem Entrecôte rumnestelt. Verständlich, schließlich fing ja alles schon so unfassbar romantisch an: „Robert hat im Rahmen seines Hobbys ein Musikvideo gemacht und dann stand ich vor seiner Tür, weil es hieß, er braucht noch Mädels, die hinten so ein bisschen mit dem Arsch hin und her wackeln.“ Was der Hobbymusiker von der 21 Jahre jüngeren Optikerin dann geboten bekam, war allerdings viel mehr als nur adrett schwingendes Sitzfleisch – „ich habe sie gesehen und der ganze Raum wurde gefüllt von ihrer Aura.“
Die Probleme sind noch ungelöst, dabei kommt die Nachspeise schon
Größtes Problem bei diesem Pärchen: die Eifersucht. Zu oft hat sich Robert samt Laptop und Handy in seinen Hobbykeller zurückgezogen, um möglicherweise mit anderen Frauen zu konferieren, was er den gesamten zähen Gesprächsverlauf hindurch bestreitet. „Ich habe nicht das Gefühl, dass auch nur einer der Punkte, die immer im Raum standen, in irgendeiner Form geklärt sind“, resigniert er irgendwann, „dabei sind wir schon bei der Nachspeise.“

Geschlossen wird die Serie wie jeder ordnungsgemäße Restaurantbesuch mit einer Rechnung, die freilich dem Herren überreicht wird. Darauf die letzte Frage: „Ist es für immer vorbei?“ Kritische Blicke zwischen Robert und Karo, eisiges Schweigen, dann das: „Schatz, ich liebe dich über alles, echt, aber wir sind hier keinen Schritt weitergekommen“, schnaubt Robert. „Ich weiß“, schluchzt Karo, und die beiden fallen sich knutschend in die Arme. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – sie oben in der Wohnung, er unten im Hobbykeller mit Laptop und Handy.
Diese Woche schreibt Manuel, der sich als Stilredakteur eigentlich mit gutem Geschmack – privat aber viel lieber mit Geschmacklosigkeiten beschäftigt. Sein Credo beim Fernsehgucken? Wenn Sarah Knappik mitmacht, bin ich auch dabei.
„Eating with my Ex“ steht in der kurzen Tradition an Reality-TV-Formaten, in denen Expartnerinnen und -partner aufeinandertreffen, „Ex on the beach“ zum Beispiel oder „Prominent getrennt“. Gemeinsam haben die Shows einen gewissen Enttäuschungsmoment – die Hoffnung auf richtig grobe Streitszenen bleibt bei solchen Serien erfahrungsgemäß unerfüllt. Ganz anders als im „Sommerhaus der Stars“ etwa, in dem bekanntlich noch immer mehr oder weniger intakte Beziehungen auf die Probe gestellt werden; da fliegen die Fetzen, bis die Sommerhütte brennt. Was einmal mehr beweist: Den größten Hass gibt’s immer noch in einer Beziehung – was danach kommt, ist nur noch das schale Streitgespräch.